Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Internationales Symposium in Paris

Wohlfahrtsstaaten im Wandel

[19.03.2009] In den westlichen Industriegesellschaften wird seit den 1970er Jahren ein grundlegender Wandel der bisherigen Wohlfahrtsstaaten diagnostiziert. Diese Transformation spitzt sich seit dem vergangenen Jahr angesichts der Krisen im weltweiten Wirtschafts- und Finanzsystem erneut zu. Dem aktuellen Thema widmet sich ein internationales Symposium, das von der Universität Duisburg-Essen (UDE) und der University of Chicago ausgerichtet wird. Es findet unter dem Titel „Welfare State Transformation Since 1970: Comparative International Perspectives“ vom 24. bis zum 25. April in Paris statt.

Zentrales Thema sind die fundamentalen Veränderungen der Wohlfahrtsstaaten im internationalen Vergleich. Dabei steht der Bezug auf soziale Dienste und die Soziale Arbeit im Mittelpunkt. „Bis in die 1970er Jahre war in den wohlfahrtsstaatlichen Kontexten die Art und Weise, wie soziale Zusammenhänge reguliert und gestaltet werden, beispielsweise zwischen den skandinavischen Staaten, den USA und Deutschland sehr unterschiedlich. Inzwischen nähern sich die Wohlfahrtsregime, wie sie in der Sozialforschung genannt werden, aber in vielen Bereichen deutlich an. Ein Beispiel dafür ist die zunehmende Aktivierungspolitik, wie wir sie im bundesdeutschen Kontext mit der Einführung der so genannten Hartz IV-Gesetze seit 2004 erleben“, erläutert Prof. Fabian Kessl den Hintergrund der Veranstaltung.

Gerade für die wohlfahrtsstaatlichen Leistungserbringer, die sozialen Dienste und die Soziale Arbeit, stellen sich damit weit reichende Fragen zu ihrer künftigen Gestaltung, aber auch ihrer politischen Legitimation. Was charakterisiert die entstehenden „Post-Wohlfahrtsstaaten“? Welche gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen haben Anbieter sozialer Dienstleistungen in diesem veränderten Kontext zu bewältigen? Für die Beantwortung dieser Fragen sind international vergleichende Perspektiven sehr hilfreich.

Führende Wissenschaftler aus Australien, Deutschland, Großbritannien, Kanada und den USA gehen diesem Aspekt beim Symposium im University of Chicago Center in Paris nach. So wird die international renommierte Kulturanthropologin Aihwa Ong von der University of Berkeley Einblicke in ihre ethnografischen Untersuchungen in Ost- und Südostasien geben. Maßgebende Politikökonomen aus dem englischsprachigen Bereich beleuchten die veränderte Rolle der nationalstaatlichen Ökonomien für die wohlfahrtsstaatlichen Entwicklungen. Machtanalytikerinnen aus den USA und Australien sprechen vor dem Hintergrund ihrer Studien zu den veränderten post-wohlfahrtsstaatlichen Denkweisen und ihren Konsequenzen für soziale Dienste und Soziale Arbeit. Die zunehmende Transformation der Alltagskulturen steht schließlich im Mittelpunkt von Kulturtheoretikern.

Die Tagung findet im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der berühmten „School of Social Service Administration“ der Universität Chicago (SSA) statt. Die UDE tritt dabei als Mitveranstalter der University of Chicago auf: Prof. Dr. Fabian Kessl vom Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik am Fachbereich Bildungswissenschaften leitet das Symposium zusammen mit seinem Chicagoer Kollegen Ass. Prof. Dr. Robert Fairbanks II von der SSA.


Weitere Informationen: http://ssacentennial.uchicago.edu/events/symposium-fairbanks.shtml Prof. Dr. Fabian Kessl, Tel. 0201/183-3554, fabian.kessl@uni-due.de

Redaktion: Katrin Braun, Tel. 0203/379-1488

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