Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Promotion zu Studienwünschen von jungen Frauen

Warum es kaum Ingenieurinnen gibt

[14.12.2009] Warum entscheiden sich Mädchen gegen ein Ingenieur-Studium, etwa in Maschinenbau, obwohl sie durchaus mathematisch interessiert sind? Warum studieren sie Mathematik und BWL, aber nicht Elektrotechnik? Diesen Fragen ist Kathrin Gräßle von der Universität Duisburg-Essen in ihrer Promotion „Frau Dr.-Ing. – Wege ebnen für Frauen in technische Studiengänge“ am Institut für Berufs- u Weiterbildung bei Prof. Dr. Anne Schlüter nachgegangen. Dabei hat sie den Studienwahlprozess von zehn jungen Frauen begleitet.

In Interviews hat die Diplom-Pädagogin die Schülerinnen vor und nach dem Abitur zu ihren Studienwünschen befragt. „Dabei handelte es sich um Mädchen mit Mathe oder Biologie als Leistungskursen und Spaß am logischen Denken, die durchaus die Eignung für ein technisches Studium mitgebracht hätten“, sagt Kathrin Gräßle.

Es zeigte sich aber: Alle jungen Frauen waren in ihrer Studienwahl sehr unsicher und sahen die Notwenigkeit einer Entscheidung als schwer und belastend an. „Hinzu kam, dass die jungen Frauen mit einem technischen Studium und Beruf Bilder verbanden, die sie mit ihrem Selbstbild als Frau nicht vereinbaren konnten. Sie waren nicht kompatibel.“

Nicht vereinbar mit dem Selbstbild als Frau

Die Folge: Die generelle Unsicherheit im Studienwahlprozess und die unklaren Vorstellungen von Technik als Studienfach für Frauen ließen die Mädchen von der Idee eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums abweichen. Sie bemühten sich zwar vordergründig, eine fundierte Studienwahl zu treffen. „Tatsächlich diente der Besuch von Orientierungsveranstaltung aber nicht der Öffnung für bestimmte Fächern sondern der möglichst schnellen Gewinnung von Sicherheit“, erklärt Gräßle.

Ein sicherer Entschluss wurde also der gründlichen Abwägung und Entscheidung vorgezogen. „Und genau diese Strategie führte endgültig zur Nicht-Berücksichtigung der technischen Studienfächer.“ Wirtschaftsmathematik, BWL und Informatik – für diese Fächer entschieden sich die jungen Frauen. „Das sind Studiengänge, mit denen sie ihr Bedürfnis nach Logik stillen können – aber eben keine technischen Fächer wie Maschinenbau oder Elektrotechnik.“

Intensivere Begleitung bei der Studienwahl

Kathrin Gräßle sieht nach diesem Ergebnis ihrer Promotion die Schulen und die Fachbereiche der Hochschulen in der Pflicht. „Mädchen brauchen offensichtlich eine längerfristigere, intensivere Begleitung bei der Studienwahl. Ihnen muss vermittelt werden, wie man sich einem Entscheidungsprozess stellt, und sich dabei auf sich selbst verlassen kann.“ Auch die Beratungsstellen der Hochschulen müssten auf diese emotionalen Aspekte stärker eingehen und Unsicherheiten auffangen. „Vor allem müssten sich die technischen Fächer aber so umgestalten, dass sie von Frauen angenommen werden und eher mit ihrem Selbstbild kompatibel sind.“

Weitere Informationen: Kathrin Gräßle, „Frau Dr. Ing. – Wege ebnen für Frauen in technische Studiengänge“, Barbara Budrich Verlag,
19,90 Euro.

Redaktion: Isabelle De Bortoli, Tel. 0203/379-2430

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