Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Studie zur Medikamenten-Kombination

Behandlung hat Vor- und Nachteile

[13.09.2004] Schlaganfälle sind in Deutschland die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für eine permanente Behinderung mit Rund-um-die-Uhr-Versorgung durch Familie, Pflegedienst oder im Pflegeheim. Die Vorbeugung von Schlaganfällen und die Verringerung der Risiken bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, ist daher ein vorrangiges Ziel in der medizinischen Forschung.

Ein Forschungsprojekt mit diesem Ziel ist die so genannte MATCH-Studie, die unter Leitung von Professor Dr. Hans Christoph Diener, Direktor der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Essen, auf Initiative der französischen Firma Sanofi-Synthelabo durchgeführt wurde. Die Studie befasste sich mit der Wirksamkeit einer Medikamentenkombination für Schlaganfall-Risikopatienten, die Ergebnisse veröffentlichte die renommierte Fachzeitschrift „Lancet“.

Der Ansatzpunkt der Untersuchung ist folgender: Patienten, die einen Schlaganfall auf Grund einer Durchblutungsstörung im Gehirn erleiden, haben ein Risiko zwischen fünf und 20 Prozent, innerhalb eines Jahres einen erneuten Anfall zu bekommen. Um einen neuen Schlaganfall zu vermeiden, müssen alle Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit oder erhöhtes Cholesterin, behandelt werden. Zusätzlich erhalten die Risiko-Patienten blutverdünnende Medikamente, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern.

Eins dieser Medikamente ist Aspirin, ein weiteres Clopidogrel. Kardiologen hatten nachgewiesen, dass eine Kombination dieser Medikamente bei der Herzinfarktprävention bei Risikopatienten die Wirksamkeit erhöht. Inwieweit dies auch für Schlaganfall-Patienten zutrifft, sollte die MATCH-Studie zeigen.

Insgesamt erfasste die Studie 6 600 Patienten, die alle bereits eine flüchtige Durchblutungsstörung des Gehirns („transiente ischämische Attacke“) oder einen Schlaganfall erlitten hatten. Alle Teilnehmer gehörten außerdem einer Risiko-Gruppe an, das heißt sie hatten neben dem Schlaganfall weitere Risikofaktoren wie Zuckerkrankheit, einen bereits erlittenen Herzinfarkt oder Durchblutungsstörungen der Beine. Die eine Hälfte der Probanden wurde über 18 Monate hinweg allein mit Clopidogrel behandelt, die andere Hälfte erhielt eine Kombination aus Clopidogrel und Aspirin.

Das Ergebnis: Die Kombination der Medikamente verringerte die Häufigkeit weiterer Schlaganfälle deutlich. Allerdings führte die Kombinationsbehandlung auch zu einer Zunahme lebensbedrohlicher und schwerer Blutungen. Insgesamt folgt daraus, dass im Gegensatz zu koronaren Herzerkrankungen die Kombination von Clopidogrel und Aspirin bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten mit hohem Risiko nicht besser ist als Clopidogrel allein.

Die Studie ist unter folgendem Titel erschienen: Diener H, Bogousslavsky J, Brass L, Cimminiello C, Csiba L, Kaste M, Leys D, Matias-Guiu J, Rupprecht H-J, on behalf of the MATCH Investigators. Acetylsalicylic acid on a background of clopidogrel in high-risk patients randomised after recent ischaemic stroke or transient ischaemic attack: The MATCH trial results. Lancet 2004; 364:331-334.

Redaktion: Christoph Lindemann, Tel.: (0201) 183?4518

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