Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Zwei Vorträge im Wintersemester 05/06

Dr. Richard von Weizsäcker übernimmt Mercatorprofessur

[06.04.2005] Mit Bundespräsident a.D. Dr. Richard von Weizsäcker hervorragend neu besetzt werden konnte die Mercatorprofessur an der Universität Duisburg-Essen. Der renommierte Politiker und Jurist war von 1985 bis 1995 der sechste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Weltweite Beachtung fanden viele seiner Reden, darunter vor allem jene zum 40. Jahrestag der Kapitulation, in denen er ein Zeichen setzte für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Weitere Schwerpunkte seiner Amtszeit waren die Aussöhnung mit dem ehemaligen Ostblock und das Aufgreifen der Dritte-Welt-Problematik. Für seine Verdienste verliehen ihm u.a. die Universitäten Oxford und Cambridge die Ehrendoktorwürde.

Rektor Prof. Dr. Lothar Zechlin: "Die Übernahme der Mercator-Professur durch Dr. Richard von Weizsäcker ist auch eine hohe Auszeichnung für die Universität Duisburg-Essen und verstärkt ihre Funktion, als Signalgeber in gesellschaftlichen Debatten zu wirken." Weizsäcker wird im Rahmen seiner Mercator-Professur im Studienjahr 2005/06 zwei Vorträge halten, zu denen die interessierte Öffentlichkeit eingeladen ist. Koordiniert wird die Mercator-Professur durch das neu eingerichtete Zentrum für Interdisziplinäre Studien an der Universität.

Die Mercator-Professur wurde vor acht Jahren aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Gerhard-Mercator-Universität eingerichtet, um das wissenschaftliche Vermächtnis des berühmten Duisburger Kartographen und Universalgelehrten aus dem 16. Jahrhundert wach zu halten. Zentrale Kriterien für die Vergabe der Mercator-Professur sind Weltoffenheit und wegweisende Beiträge in der Auseinandersetzung mit wichtigen Zeitfragen.

Die bisherigen Inhaber der Mercator-Professur waren Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher, der Schriftsteller Siegfried Lenz, der Literatur- und Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts a.D. Prof. Dr. Jutta Limbach, der Filmregisseur Volker Schlöndorff, der Journalist und TV-Moderator Ulrich Wickert, der ehemalige Top-Manager und Autor Daniel Goeudevert sowie der Schriftsteller Walter Kempowski.

Zur Person: Richard von Weizsäcker wurde am 15. April 1920 in Stuttgart geboren. Vater Ernst von Weizsäcker war Diplomat, deshalb lebte die Familie zeitweise in Kopenhagen, Berlin, Oslo und Bern. Das Abitur legte Richard von Weizsäcker 1937 in Berlin ab.

Im Oktober 1938 wurde Richard von Weizsäcker eingezogen und nahm an den Feldzügen gegen Polen und die Sowjetunion teil, wurde verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft. Über Kopenhagen und Danzig kam er noch vor Kriegsende nach Deutschland zurück und erlebte die Kapitulation am 8. Mai 1945 in Lindau am Bodensee.

Er nahm ein Studium der Rechtswissenschaft und Geschichte an der Universität Göttingen auf und verteidigte seinen Vater in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, wo dieser zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde (vorzeitige Entlassung 1950). Nach ersten beruflichen Stationen am Oberlandesgericht Celle und bei der Mannesmann AG in Düsseldorf promovierte er 1954 zum Dr. jur.

Sein weiterer Berufsweg führte Richard von Weizsäcker unter anderem zum Bankhaus Waldthausen und zum Chemieunternehmen Boehringer. Bereits seit 1962 zählte von Weizsäcker zu den Präsidiumsmitgliedern des Deutschen Evangelischen Kirchentages, dessen Präsident er von 1964 bis 1970 und von 1977 bis 1983 war. Ferner gehörte er der Synode der Evangelischen Kirchen in Deutschland und dem Exekutivausschuss des Weltkirchenrats an.

Mitglied des Deutschen Bundestages war von Weizsäcker von 1969 bis 1981, darunter von 1972 bis 1979 als stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion und anschließend als Vizepräsident. Am 11. Juni 1981 wurde Richard von Weizsäcker zum Regierenden Bürgermeister gewählt und am 23. Mai 1984 mit großer Mehrheit von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt und nach fünf Jahren in seinem Amt bestätigt. Für seine Verdienste um die Stadt Berlin wurde ihm am 29. Juni 1990 die Ehrenbürgerschaft verliehen.

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

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