Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Unterrichtsportal für Wirtschaftsethik gewinnt Max-Weber-Preis

Mit Anstand Profit machen

[04.05.2012] Wenn Unternehmen Niedriglöhne zahlen, Bilanzen frisieren oder Manager dicke Abfindungen einstreichen, heißt es schnell, Markt und Moral passten eben schlecht zusammen. Nur: Wo fängt Verantwortung an, und wie lange kann man seinen Überzeugungen treu bleiben, sollten einem erhebliche Nachteile entstehen? Um Oberstufenschülern die moralische Dimension wirtschaftlichen Handelns vor Augen zu führen, haben UDE-Professor Thomas Retzmann und sein Hamburger Kollege Tilman Grammes Unterrichtsmaterial entwickelt und frei verfügbar online gestellt. ethos heißt ihr Projekt, für das sie jetzt den Max-Weber-Preis für Wirtschaftsethik in der Kategorie Schul-/Lehrbuch erhalten haben. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) verliehen.

15 Bausteine sind es bislang, die Retzmann und Grammes mit Autoren aus Wissenschaft und Schule ausgearbeitet haben. „Die ethos-Einheiten sind für Wirtschafts- und Politiklehrer gedacht, die Schüler mit aktuellen Beispielen konfrontieren wollen“, erklärt Ökonomieprofessor Retzmann, der an der UDE u.a. Didaktik der Wirtschaftslehre vermittelt. „Dabei geht um ganz konkrete Themen: um den Volkssport Versicherungsbetrug, Ideenklau, unerwünschte Telefonwerbung, Patente auf lebenswichtige Medikamente, den Markt für illegale Drogen oder um Sozial- und Umweltstandards bei ausländischen Zulieferern.“

Und auch solche Fragen gehören zum Unterrichtsmaterial: Ist ethisches Investment gut fürs Gewissen, schlecht für die Rendite? Und was sind Whistleblower, also Menschen, die Missstände öffentlich machen: gemeine Verräter oder moralische Helden?

Die fachdidaktische Pionierarbeit, die man mit ethos begonnen habe, soll fortgesetzt werden, sagt Retzmann. „Denn das Thema Unternehmensethik kommt an Schulen und in der Ausbildung von Kaufleuten viel zu kurz. Auch weil es leider kaum Unterrichtsmaterial gibt. Dabei darf man aber nicht immer nur mit dem erhobenen Zeigefinger auf Negativbeispiele hinweisen und im schlechten Sinne des Wortes moralisieren. Man muss zeigen, wie Erfolg, Werte und Anstand miteinander vereinbart werden können und warum dies manchmal gar nicht so einfach ist.“

Zurzeit sind die ethos-Bausteine als Erprobungsversion verfügbar. Das heißt: Sie sollen überarbeitet werden und die Erfahrungen der Lehrer einfließen. Das Projekt gefördert haben „Wertevolle Zukunft – Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik“ sowie die Deutschen Stiftung für Warenlehre.


Weitere Informationen: http://www.ethos-wirtschaft.de,
Prof. Dr. Thomas Retzmann, Tel. 0201/183-3838, thomas.retzmann@uni-due.de

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429


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