Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Bis heute engagiert und schriftstellerisch aktiv

Professor Hirsch wird 100

[27.08.2007] Seinen hundertsten Geburtstag kann am 2. September Prof. Dr. Helmut Hirsch PH.D. begehen, der der Universität in Duisburg seit Ihrer Gründung 1972 verbunden ist, zunächst über einen Lehrauftrag und seit 1973 als Honorarprofessor für Politologie.

Professor Hirsch war Mitglied in Gründungsausschüssen, etwa zum Schwerpunkt Judentum und für das Institut für Schulbuchforschung. 1977 verlieh ihm Universität die Münze mit Siegel der alten Universität Duisburg. 1988 wurde ihm der Doktorgrad Karl-Marx-Universität Leipzig verliehen auf Basis der 1933 nicht mehr eingereichten Dissertation über Karl Friedrich Köppen, der engste Berliner Freund von Karl Marx

Geboren wurde Helmut Hirsch 1907 in Barmen, studierte in München, Berlin, Bonn/Köln und Leipzig. 1933 emigrierte er nach Frankreich und arbeitete dort u.a. als akkreditierter Pariser Korrespondent und Vertriebsleiter der in Saarbrücken erscheinenden Anti-Hitler-Wochenzeitung „Westland“, die so erfolgreich war, dass sie vor den Saarland-Wahlen von 1934

durch einen Strohmann der Nationalsozialisten aufgekauft wurde. 1938 wurde er Redakteur der Halbmonatsschrift ORDO und sichtete im Internationalen Institut für Sozialgeschichte, Zweigstelle Paris, den Moses Hess-Nachlass.

Bei Kriegsausbruch kam Hirsch zunächst in ein Internierungslager und wurde Angehöriger der British Expeditionary Forces bis zu deren Rückzug aus Dünkirchen. 1941 wandert Hirsch in die Vereinigten Staaten aus, ist bis 1942 Lagerarbeiter im Boston Store in Chicago und nimmt das in Deutschland nicht mehr bis zur Promotion gebrachte Studium wieder auf. Zwischen 1943 und 1944 schult er künftige Besatzungssoldaten in Fragen der Kultur und Wirtschaft in europäischen Ländern.

1945 erlangt Hirsch seinen Studienabschluss mit Ph.D. an der University of Chicago mit einer Arbeit über das Saargebiet. Er beteiligt sich an der Gründung des Roosevelt College in Chicago, die 1948 Universität wird und ihm eine außerordentliche Professur verleiht. Mit 99 Jahren wird er dort Emeritus of History.

1957 wandert Hirsch zurück nach Köln, wird bald Leiter des Auslandsinstituts der Stadt Dortmund. Nach einem Intermezzo am Lake Erie College in Ohio lässt sich Hirsch 1961 endgültig in Deutschland nieder, obwohl es im Alter von 54 Jahren sehr schwer war, an einer deutschen Universität eine Professur zu bekommen. Daher nahm er wechselnde Dozenturen wahr und publizierte mit Hilfe von Forschungsstipendien sowie im Auftrag des Rowohlt Verlags.

Themen der auflagenstarken und oft übersetzten Bücher waren die Herausgabe des Briefwechsels zwischen Eduard Bernstein und Friedrich Engels, Biographien über Friedrich Engels, Rosa Luxemburg, August Bebel, Bettine von Arnim und Sophie von Hatzfeldt. Seine biographischen Erinnerungen fasste er in dem Buch „Onkel Sams Hütte. Autobiographisches Garn eines Asylanten in den USA“ zusammen, zu dem Lew Kopelew das Geleitwort verfasste.

Unermüdlich schriftstellerisch aktiv ist Helmut Hirsch immer noch: Zurzeit bereitet er ein Buch über die Fotografin und Soziologin Gisèle Freund vor. Mit ihr war er nicht nur gut bekannt und mehrfach verwandt, sondern pflegte mit ihr auch einen anregenden Briefwechsel. Außerdem sollen noch „Geschichten aus meinen ersten 100 Jahren“ erscheinen.

In seinem Leben konnte Helmut Hirsch zahlreiche Auszeichnungen entgegen nehmen, darunter auch das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1977), den Verdienstorden des Landes NRW (1988) und die Cantador Medaille für Freiheit und Recht

(1993).

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel 0203/379-2430

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