Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

27.-28.05.: Hochrangige Soziologische Tagung

Wiederkehr der Klassengesellschaft?

[20.05.2010] Mit der "Wiederkehr der Klassengesellschaft? Zum Verhältnis von Ungleichheitsforschung und Gesellschaftstheorie" befasst sich eine hochrangig besetzte soziologische Tagung, zu der Professorin Anja Weiß von der Universität Duisburg-Essen vom 27. bis 28. Mai einlädt. Es treffen sich die Sektionen "Soziologische Theorie" und "Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse" der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Erwartet werden 80 Teilnehmende aus Deutschland und der Schweiz sowie ein renommierter Gastsprecher aus Brasilien.

Angesichts der Wirtschaftskrise hat die Frage der sozialen Ungleichheit neue Brisanz gewonnen. Können Wohlfahrtsstaaten ihr Versprechen halten, dass sie die Wechselfälle des Marktes abpuffern und Soziale Sicherheit gewährleisten, auch wenn das ökonomische System massive Ungleichheiten hervorbringt? Oder schlägt ökonomische Ungleichheit, wie von Marx befürchtet, immer wieder massiv auf die Sozialstruktur durch? Und kann man Klassenfragen im Rahmen von Staaten diskutieren, wenn globale Märkte einen entscheidenden Anteil an der Ressourcenausstattung haben, über die Staaten und Haushalten verfügen?

Geistesgrößen und junge Wilde

Anja Weiß: „Das Thema spricht grundsätzliche Fragen in der Soziologie an, die in dieser Zuspitzung noch nie auf einer Tagung diskutiert wurden. Wir erwarten die wichtigsten VertreterInnen der beteiligten Fachgebiete ebenso wie zahlreiche jüngere WissenschaftlerInnen, die neue Ideen einbringen werden.“ In jedem Fall wird es interessante Diskussionen geben, die wieder neue Debatten auslösen. Für das Programm ist auch Andreas Reckwitz von der Frankfurter Europa-Universität Viadrina zuständig. Die Veranstaltung wird gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung.

In der heutigen Soziologie stehen sich "Klassengesellschaft" und "Differenzierungstheorie" unversöhnt gegenüber. Beide Denktraditionen sind in sich so komplex und reichhaltig, dass sie durchaus auch Überschneidungsbereiche aufweisen. Zum Beispiel kann man Jugendstile und den Konsum von Markenprodukten als "Distinktionsbemühen" interpretieren, also als Ringen um Status. Man kann aber auch der Ansicht sein, dass Unternehmen, die auf schnelllebigen Märkten erfolgreich sein wollen, immer wieder neue Modewellen initiieren müssen. In weltgesellschaftlicher Perspektive kann man sich dann wieder fragen, welche Klassenposition Jugendliche in reichen Ländern einnehmen, die zwar Massenprodukte konsumieren können, aber nur mit sehr hoher Qualifikation Aussicht auf einen existenzsichernden Arbeitsplatz haben.

Weitere Informationen: http://www.uni-due.de/soziologie/tagung_klassengesellschaft.php, Prof. Dr. Anja Weiß, T. 0203/379-1988, anja.weiss@uni-due.de

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430

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