Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Förderunterricht wird nicht länger gefördert

Vorbildliches Erfolgsmodell in Gefahr

[04.06.2010] Vom Deutschkurs zum bestandenen Abitur – dies ermöglicht seit 36 Jahren der Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Am 10. Juni feiert das langjährige Projekt ab 17 Uhr im Essener Glaspavillon (R12 R 00 H12) gebührend die Erfolge seiner Schülerinnen und Schüler.

Die Abschlussfeier droht, die vorerst letzte zu sein: Durch die Streichung städtischer Fördergelder ist die Zukunft des vorbildlichen Modellprojekts nicht gesichert: Der dauerhafte Kooperationsvertrag zwischen der UDE und der Stadt Essen, der die Finanzierung garantiert, ist vorsorglich gekündigt worden. Somit könnte künftig der feste Grundstock über 180.000 Euro fehlen, den die Stadt Essen dem Projekt bislang jährlich zugeschossen hat. Ob die Kündigung tatsächlich rechtskräftig wird, entscheidet sich in den kommunalen Haushaltsverhandlungen Ende Juni. Die vorsorgliche Kündigung hat einen breiten Protest ausgelöst.

Der feierliche Abend gestaltet sich dennoch auch in diesem Jahr abwechslungsreich: Um 17 Uhr eröffnen der Rektor der UDE, Prof. Dr. Ulrich Radtke und die Vorsitzende des Schulausschusses, Janine Laupenmühlen, das Fest. Weitere Reden, Auftritte verschiedener Tanz- und Musikgruppen sowie ein internationales Büffet runden das Programm ab.

97 Prozent werden versetzt oder machen einen Schulabschluss

Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist der Förderunterricht an der Fakultät für Geisteswissenschaften ein echtes Erfolgsmodell: Seit 1974 haben mit seiner Hilfe tausende Kinder und Jugendliche ihre Bildungschancen verbessert. So erreichten in den vergangenen fünf Schuljahren 316 Schülerinnen und Schüler das Abitur und 482 die Fachhochschulreife. Etwa 97 Prozent der Betreuten wurden in das nächste Schuljahr versetzt oder machten einen Abschluss. Zurück geht die kostenlose Unterstützung auf ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) der UDE zur Zweisprachigkeit griechischer, türkischer und jugoslawischer Schülerinnen und Schüler.

Aktuell unterrichten rund 100 Lehramtsstudierende aus 14 Herkunftsländern als Förderlehrer. Die Lernbedingungen für die etwa 800 Schülerinnen und Schüler aus 50 Nationen sind optimal: In Kleingruppen werden sie nachmittags in den Räumen der UDE intensiv sprachlich und fachlich gefördert. Zusätzlich bekommen die Teilnehmer in schulischen Belangen und Fragen zur Berufs- und Studienwahl eine Beratung und erhalten Tipps zu Praktika und Ausbildungsplätzen.

Bereits 2002 von Bundespräsident Johannes Rau ausgezeichnet

Das Modellprojekt hat Vorbildcharakter: Es unterstützt die Chancengleichheit, fördert Begabungen der Schüler und verbessert zugleich die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. Bereits 2002 wurde es vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau als Siegerprojekt eines Wettbewerbs zur Integration von Zuwanderern ausgezeichnet. Für bundesweit 35 ähnliche Projekte der Stiftung Mercator bildet es das Modell. Neben den Geldern, die die Stadt Essen der Maßnahme bisher jährlich zukommen ließ, wurde sie auch von weiteren Förderern, wie Stiftungen und Institutionen, unterstützt.

So erhielt der Förderunterricht im Schuljahr 2009/10 unter anderem von der Stiftung Mercator, der Frau-Otto-Knaudt-Stiftung, der Rheinisch-Westfälischen Verlagsgesellschaft und der Sparkasse Essen Zuschüsse. Die Universität Duisburg-Essen stellte bislang Infrastruktur, Knowhow und Räumlichkeiten zur Verfügung. Zum Gelingen des Projekts trägt auch das ehrenamtliche Engagement der Studierenden bei: Sie erhalten lediglich für den erteilten Unterricht Honorare (10 Euro für 60 Minuten Unterricht). Vor- und Nachbereitung, Teilnahme an Fortbildungen und Gespräche mit Eltern und Lehrern werden nicht vergütet.

Weitere Informationen: http://www.uni-due.de/foerderunterricht/, http://www.uni-due.de/de/presse/meldung.php?id=2075
Dr. Claudia Benholz, Tel. 0201/183-3248, claudia.benholz@uni-due.de

Redaktion: Kristina Belka, 0203/379-1489

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