Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Neues Graduiertenkolleg im Institut für Virologie:

Kampf den Viren und Bakterien

[10.11.2003] Die Behandlung von Infektionskrankheiten steht für viele Ärzte im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Mit den derzeit verfügbaren Therapien erzielen sie große Erfolge, müssen aber immer auch erfahren, dass Viren oder Bakterien gegen die eingesetzten Medikamente schnell resistent werden. Ziel eines im Institut für Virologie des Essener Universitätsklinikums neu
eingerichteten Graduiertenkollegs ist die Entwicklung von Therapieformen, die dieses Problem lösen.

Sprecher des Kollegs, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vom Sommer an für viereinhalb Jahre mit knapp 1,1 Millionen Euro fördert, sind die Essener Virologen Professor Dr. Michael Roggendorf und Professor Dr. Ulf Dittmer. Zwölf Wissenschaftler beteiligen sich an dem Forschungsprogramm, neben den Essener auch Arbeitsgruppen der Universitäten Bochum und Düsseldorf. Sie werden 17 durch Promotionsstipendien geförderte deutsche und ausländische Jungakademiker um sich versammeln, die neben der Forschung durch spezielle Vorlesungen, Seminare und Praktika eine umfassende Ausbildung in der Infektologie erhalten.

Medikamente greifen Erreger an

Bislang beruht die Therapie gegen Viren und Bakterien auf Medikamenten, die eine direkte Wirkung auf den Erreger haben. Alle zur Zeit zugelassenen Medikamente greifen Strukturen eines Erregers unmittelbar an und verhindern so seine Vermehrung. Bei den derzeitig verfügbaren Therapien sind aber die Veränderung von Erreger-Strukturen und eine damit verbundene Resistenzwirkung gegen Medikamente ein großes Problem. Im Zuge des Graduiertenkollegs sollen Therapieformen gegen Bakterien und Viren entwickelt werden, die nicht am Erreger selbst ansetzen, sondern an biologischen Abläufen im Wirt – dem infizierten Patienten.

Immunsystem soll sich besser wehren

Jeder Erreger muss sich nach einer Infektion mit dem Immunsystem des Wirts auseinandersetzen. Reagiert dieses System schnell und stark genug, entwickelt der Wirt keine klinisch relevanten Symptome. Versagt das Immunsystem, wird der Infizierte krank. Im Graduiertenkolleg suchen die Wissenschaftler nun nach Substanzen, mit denen das Immunsystem so verändert und gestärkt werden kann, dass die Vermehrung der Krankheitserreger unter Kontrolle bleibt und eine Erkrankung verhindert wird. Auf einem zweiten Weg wollen die Wissenschaftler die Vermehrung der Viren und Bakterien auch begrenzen, indem sie bestimmte Proteine von Wirtszellen medikamentös beeinflussen. Denn viele Krankheitserreger benutzen zelluläre Proteine, um sich effizient zu vermehren.

Das Graduiertenkolleg ist interdisziplinär zusammengesetzt. Neben der Virologie sind die Medizinische Mikrobiologie, die Molekulare Biologie, die Innere Medizin, die Hepatologie, die Zellbiologie und die Immunologie beteiligt.

Graduiertenkollegs

Die DFG fördert seit 1990 in Graduiertenkollegs besonders qualifizierte Doktoranden in allen wissenschaftlichen Disziplinen. Jeweils 15 bis 25 von ihnen arbeiten in einem meist interdisziplinären Forschungs- und Studienprogramm unter Anleitung von Professoren, die in Forschung und Lehre besonders ausgewiesen sind. Derzeit schließen rund sechs Prozent aller Doktoranden in Deutschland ihre Promotion in Graduiertenkollegs ab. Absolventen von Graduiertenkollegs sind in der Regel umfassender qualifiziert und durchschnittlich zwei Jahre jünger als andere Doktoranden. Der Anteil der
ausländischen Promovenden ist mit 27 Prozent an den Graduiertenkollegs fast dreimal so hoch wie im Bundesdurchschnitt.

Redaktion: Monika R?gge, Tel.: (0201) 183?2085

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