Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Medizinische Ausbildung reformiert

Bessere Didaktik und Praxisnähe

[08.07.2004] Essens Medizinprofessoren drücken die Schulbank: Rund 30 Prozent der Professoren und Privatdozenten des Universitätsklinikums Essen nahmen seit 2001 an einer Didaktik-Fortbildung des Zentrums für Hochschuldidaktik der Universität Duisburg-Essen teil. In Deutschland bekleidet die medizinische Fakultät mit dieser Art der Verbesserung der Lehre eine Vorreiterrolle.

Das Fortbildungskonzept stammt ursprünglich aus England und wurde an die Ansprüche anfangs der Essener Chirurgen, später aller Essener Mediziner angeglichen. Durch die Vermittlung pädagogischer Fähigkeiten wird die Umsetzung neuer Lernkonzepte deutlich verbessert.

Gelassen kann Professor Dr. med. Dieter Nast-Kolb, Studiendekan der medizinischen Fakultät, daher auf eine kürzlich veröffentlichte Studie des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) blicken. Medizinabsolventen der Jahre 1996 bis 2002 attestierten der Essener Lehre darin zwar nur Mittelmaß, die Ergebnisse waren in Essen allerdings lange bekannt, die Gegenmaßnahmen eingeleitet. Nast-Kolb: „Im Jahr 2001 haben wir bereits die Qualität der Lehre und der Ausbildungsbedingungen an der medizinischen Fakultät von einer externen Evaluationsagentur gründlich durchleuchten lassen. Die aktuellen Ergebnisse der CHE–Studie decken sich in weiten Teilen mit denen der Evaluation durch das Zentrum für Hochschulentwicklung aus Bielefeld.“

Als Konsequenz des eigenen Gutachtens ging eine neu eingerichtete Kommission zur Reform des Medizinstudiums in Essen seit 2002 die Schwachstellen aktiv an und entwickelte ein neues Ausbildungssystem. Verbessert wurden neben der beschriebenen Qualifikation der Lehrenden die Studienorganisation, der Praxisbezug und das Prüfverfahren.

Nast-Kolb: „Wir wurden uns in der Studienkommission schnell einig, dass wir die medizinische Ausbildung von Beginn des Studiums an praktisch und damit krankheits- und patientenorientiert gestalten müssen, ohne das notwendige Grundlagenwissen zu vernachlässigen“. Zusätzlichen Schwung in die Bemühungen der Kommission um ein attraktives Medizinstudium in Essen brachte die im Sommer 2002 vom Bundestag verabschiedete neue ärztliche Ausbildungsordnung (ÄAppO).

Das neu entstandene Curriculum kann sich mit renommierten und modellhaften Universitäten messen: Seit vergangenem Wintersemester gibt es neue Lehrmethoden und kleine Lerngruppen mit fünf bis acht Lernenden. Zu Studienbeginn führt eine vierwöchige Einführungsveranstaltung in den Krankenhausalltag, für den Praxisbezug in den vorklinischen Semestern sorgen klinisch-praktische Tage. Auch der zweite Studienabschnitt betont das Erlernen und Üben von Untersuchungstechniken und ärztlichen Fertigkeiten. Eine neue Struktur der Inhalte gibt jedem Semester einen eigenen Schwerpunkt. Die medizinisch relevanten Bereiche der Fächer werden so im Zusammenhang vermittelt.

Mit dem OSCE–Examen erfasst die Reform auch die Prüfungsform. Die Kompetenzen in den Fächern Innere Medizin, Chirurgie, Pädiatrie, Gynäkologie und Allgemeinmedizin werden in einer Art Circuit-Training geprüft: In einem Aufgabenparcours mit 15 bis 20 Stationen müssen die Studierenden ihr Wissen in praktischer Anamneseerhebung, körperlicher Untersuchung, Diagnose und Therapievorschlägen anwenden.

Von den grundlegenden Verbesserungen profitieren vor allem Studienanfänger oder Studierende in der Studien-Mitte. Die Effekte konnten daher in der CHE-Studie noch keinen Niederschlag finden. Um die Erfolge der Reform sichtbar zu machen, geben die Studierenden den Professoren in jedem Semester eine Rückmeldung über die Lehr-Qualität. Zusätzlich werden regelmäßig externe Evaluationen durchgeführt.

Professor Nast-Kolb: „Wir sind überzeugt, dass die Verbesserungen unseren Absolventen im Berufsalltag helfen. Wir wünschen uns natürlich, dass auch unser Ruf den Bemühungen bald nacheilen wird.“

Redaktion: Christoph Lindemann, Tel.: (0201) 183?4518

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