Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Erster Schritt zu Ziel- und Leistungsvereinbarungen:

Strukturplanung in allen Fächern

[23.04.2004] Mit dem „Hochschulkonzept 2010“ möchte das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen neben der Anpassung der Ausbildungskapazitäten an den Bedarf auf dem Arbeitsmarkt auch eine Profilbildung der Universitäten durch Innovation und Umschichtung erreichen. Die Arbeit am Duisburg-Essener Strategiepapier zu diesem Konzept beschäftigt zur Zeit die Hochschulverwaltung und ist ein Dauerthema für Rektorat und Senat.

Alle anderen Universitäten mussten ihre Beiträge bereits bis Ende Februar vorgelegt haben. Der Uni Duisburg-Essen hingegen räumte das Wissenschaftsministerium – sozusagen als Fusionsbonus – einen größeren zeitlichen Spielraum ein. Er ist immer noch eng. Denn die Gremien der Fachbereiche, die Fachbereichsräte und Dekanate also, die auf der Grundlage der vom Rektorat vorgegebenen strategischen Gesamtausrichtung über die Profilbildung ihrer Organisationseinheiten relativ autonom entscheiden sollen, gibt es noch nicht. Sie werden sich, nachdem das Rektorat jetzt über den Zuschnitt der künftigen Fachbereiche entschieden hat, nach ihrer für die Sommermonate geplanten Wahl, erst zu Begin des Wintersemesters 2004/05 konstituieren. Hochschulinterne Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen den neuen Fachbereichen und der Hochschulleitung aber sind die Ausgangsposition für die Verhandlungen über solche Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen der Hochschulleitung und dem Ministerium.

Zusätzlich verlangt das Gesetz zur Umwandlung der Gesamthochschulen vom 18.Dezember 2002 tiefgreifende hochschulinterne Veränderungen, die bei der Perspektivplanung berücksichtigt werden müssen. Dennoch musste diese auch in Essen für die sogenannten Kernfächer bis Ende März abgeschlossen sein. Das hat die Hochschule geschafft.

Kernfächer sind die Disziplinen, die das Wissenschaftsministerium landesweit für „unterausgelastet“ hält. Die Quote liegt bei unter 80 v. H. In Duisburg-Essen sind – abgesehen von den in Essen auslaufenden Studiengängen Maschinenbau und Vermessungswesen – die Lehreinheiten Bauingenieurwesen (Essen), Elektrotechnik, Maschinenbau und Materialtechik (alle Duisburg) sowie die beiden Naturwissenschaften Chemie und Physik (beide noch Duisburg und Essen) als Kernfächer betroffen.

Lehreinheit Bauingenieurwesen

Der Fachbereich will seine Auslastung – nach Berechnungen des Ministeriums im Jahr 2001/02 bei 74 v. H. – mittel- bis langfristig auf über
80 v. H. anheben. Man setzt dafür auf Attraktivitätssteigerungen unter anderem durch die Umwandlung des Diplomstudiengangs in ein Bachelor-/Master-Angebot, durch die Einbindung wirtschaftswissenschaftlicher Inhalte in das Studium des Bauwesens und durch seine Internationalisierung. Die Beteiligung an interdisziplinären Projekten in der Umwelt- und Materialwissenschaft soll das Forschungsprofil schärfen.

Lehreinheit Chemie

Mittel- bis langfristig hält die Chemie eine Auslastung von 100 v. H., kurzfristig von über 80 v. H. für erreichbar (Ministerium für 2001/02: 40 v. H.). Der Optimismus gründet sich auf die Fortschreibung der bereits zum Wintersemester 2002/03 erreichten Studien-Anfängerzahlen. Aber das Lehrangebot wird auch deutlich reduziert – durch den Abzug von Professoren- und Mitarbeiterstellen zugunsten eines zentralen Stellenpools. In der Forschung ist die Chemie gut ausgewiesen. Sie ist an jeweils drei Sonderforschungsbereichen, Graduiertenkollegs und Forschergruppen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) beteiligt.

Lehreinheit Elektrotechnik

Eine „moderate Reduzierung“ des Lehrangebots durch Stellenverlagerungen und eine „intensive Nachwuchswerbung“ sollen der Lehreinheit zu einer Auslastungsquote von über 80 v. H. verhelfen. 2001/02 lag sie nach Ministeriumsangaben bei 77 v. H. In der Forschung sieht sich die Duisburger Elektrotechnik durch das Ministerium landesweit auf den zweiten Platz gehoben. Die erfolgreiche Drittmitteleinwerbung soll mehr als bisher zur Finanzierung von Promotionsvorhaben eingesetzt werden. Schon jetzt glänzt das Fach mit einer vergleichsweise hohen Promotionsquote.

Lehreinheit Maschinenbau

Sie will ihre Auslastung mittel- bis langfristig ebenfalls auf über
80 v. H. anheben (Ministerium für 2001/02: 48 v. H.). Als Folge des Qualitätspaktes verliert der Maschinenbau in Duisburg Professoren- und Mitarbeiterstellen; mehr aber als auf die damit verknüpfte automatische Verringerung der Lehrkapazität setzen die Ingenieurwissenschaftler auf „Profilschärfung durch Bildung leistungsstarker Einheiten“. Zu den bereits gut eingeführten Themen wie Nanotechnologie, Mechatronik, Energie- und Umwelttechnik sowie Product Engineering gesellen sich neue Gebiete: Computational Engineering, Intelligente und Adaptive Materialien sowie Biomechanik. Damit verbindet sich die Erwartung, dass sich die positive Entwicklung bei der Zahl der Neueinschreibungen fortsetzt. Seit 1999 hat sie sich verdreifacht.

Lehreinheit Materialtechnik

Auf Dauer rechet die Lehreinheit mit einer Auslastung um 75 v. H. Stellenverlagerungen und die gute Entwicklung der Studentenzahlen

in den International Studies in Engineering (ISE-Studiengänge) sollen dazu beitragen. Am ISE-Programm will sich die Lehreinheit mit einem Master-Studiengang der Ausrichtung Material Science beteiligen. Gleichzeitig gründen sich entscheidende Hoffnungen auf eine Übernahme von Studierenden der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Dort wird die Vertiefungsrichtung Gießereitechnik eingestellt. Für den Campus Duisburg eröffnet sich die Chance, die einzige berufsqualifizierende Bachelor-Ausbildung in Gießereitechnik bundesweit anbieten zu können.

Lehreinheit Physik

Hier geht man davon aus, dass mittel- bis langfristig eine Auslastungsquote von 70 v. H. erreicht werden kann (Ministerium für 2001/02:
53 v. H.). Dass die 80 v. H.-Marke auch künftig deutlich unterschritten bleibt, halten die Physiker für gerechtfertig. Sie müssen sowohl in Duisburg als auch in Essen lehren – 25 v. H. der Lehrveranstaltungen werden doppelt angeboten. Zur Perspektivplanung gehören die Ablösung des Diplomstudiengangs durch ein Bachelor-/Master-Angebot, die Einrichtung eines physiknahen Studiengangs mit technisch-physikalischer Ausrichtung und schließlich ein Intensiv-Studiengang für Interessenten an einem besonders schnellen Abschluss. Sie müssen dafür auch Lehrveranstaltungen in der eigentlich vorlesungsfreien Zeit besuchen. In der Forschung genießt die Duisburg-Essener Physik einen erstklassigen Ruf, was auch der Beteiligung an vier Sonderforschungsbereichen, drei Graduiertenkollegs, zwei Forschergruppen und drei Schwerpunkt-Programmen der DFG zu danken ist.

Prognoseberechnungen aus den Planungsdezernaten

Nach Abschluss der Perspektivplanungen für die sechs Kernfächer steht an der Universität nun die Arbeit an den Zielvorgaben für alle übrigen Fächer auf der Tagesordnung. Dazu haben die Planungsdezernate dem Rektorat umfangreiche Prognoseberechnungen vorgelegt. Für die überwiegende Zahl der Lehr- und Forschungsbereiche weisen sie für das Jahr 2010 und darüber hinaus enorm hohe Auslastungsraten aus. Spitzenreiter sind die Lehr- und Forschungsbereiche Philosophie (212 v.H.), Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaften (188 v. H.) und Geschichtswissenschaften (185 v. H.).

Die Voraussagen setzen auf der hochschuleigenen Berechnung zum Wintersemester 2002/03 auf. In die Betrachtung der Zeiträume nach 2006 sowie 2010 und später gingen auch, soweit möglich, Stellenabsetzungen im Rahmen des Qualitätspaktes und Verschiebungen von kompletten Stellen oder Stellenanteilen des wissenschaftlichen Personals ein. Darauf aufbauend gehen die Prognosen von mehreren, für alle Fächer einheitlich definierten Annahmen aus, zum Beispiel diesen:

Die Zahl der Studierenden in einem Fach bleibt zwischen dem Anfangs- und dem Abschluss-Semester nicht konstant – sie sinkt um einen bestimmten Prozentsatz (Schwundquote).

Es gibt künftig nur noch Bachelor- und Master-Abschlüsse, die von der Hochschule eine andere Lehrleistung verlangen als die traditionellen
Diplom- und Magister-Abschlüsse.

Jeder vierte Bachelor-Student wechselt nach erfolgreichem Abschluss in ein Masterstudium.

Im Rektorat wurde das Zahlenwerk, das am Freitag, 23. April, dem Senat vorliegen wird, als geeignetes Ausgangsmaterial für die weitere Zielplanung der Fächer gewertet. Es müsse, meinte der Rektor, allerdings ständig überprüft und fortgeschrieben werden, auch in der Phase der Vorbereitungen auf die mit dem Ministerium im Sommer abzuschließenden Ziel- und Leistungsvereinbarungen.

Redaktion: Monika R?gge, Tel.: (0201) 183?2085

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