Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Wenn der Prof Autogramme schreibt:

Kinderuni in Essen eröffnet

[29.01.2004] Am Ende einer Vorlesung Autogramme zu schreiben, diese Erfahrung ist wohl nur wenigen Hochschuldozenten vergönnt, und das Erlebnis verrät einiges über die Wirkung der vorangegangenen Stunde: Nach 60 Minuten "Wissenschaft zum Anfassen" waren die Namenszüge von Karl-Dieter Bünting und Ulrike Pospiech gefragt.

Bünting, Professor für Linguistik der deutschen Sprache, ist ein „Urgestein“ der Universität. Seine Einführungsvorlesungen in die Linguistik zählen regelmäßig zu den größten Veranstaltungen des Semesters und mussten vor dem Bau des Essener Audimax teilweise in die Kinosäle des nahen Cinemaxx verlegt werden. Viele Studenten zu unterrichten gehört also zu seinem Alltag. Aber vor einem Hörsaal voller Kinder zu stehen war eine Premiere, wie er gleich zu Beginn der Auftaktveranstaltung zur Kinder-Uni der Universität Duisburg-Essen zugab.

Voll war es, aber nicht unangenehm: 800 Kinder füllten die Reihen des Audimax, etwa 300 Eltern verfolgten im benachbarten Experimentierhörsaal die Videoübertragung der Vorlesung „Vom Rinderkopf zum Buchstaben A“, während Bünting und und die Leiterin der Schreibwerkstatt der Hochschule, Ulrike Pospiech, der ersten Generation Essener „uni kids“ Geschichten zur Geschichte des Alphabets präsentierten. Und die Reaktionen zum Schluss lassen vermuten, dass dabei so Einiges hängen blieb.

„Erinnert ihr euch, was ihr getan habt, als ihr noch nicht lesen und schreiben konntet?“, fragte Bünting, und natürlich kam die Antwort prompt und laut: Da wurde noch gemalt! Und wie jedes einzelne Kind zuerst Malen und dann Schreiben lernt,

genau so hat dies die ganze Menschheit gelernt, erklärte Pospiech den aufmerksamen Zuhörern, die danach viele Gelegenheiten zu Staunen hatten: Staunen über Tierbilder an Höhlenwänden, quasi die ersten „Einkaufszettel“ der Menschheit, über Ägypter und Chinesen, die erste Zeichen entwickelten und über bemitleidenswerte japanische Schulkinder, die heutzutage zwar mehr als 3 000 Schriftzeichen lernen müssen, dann aber sogar chinesische Texte lesen können, auch wenn sie gar kein Chinesisch verstehen. Über die einfachen Linien und Kreise, aus denen sich unser aktuelles Alphabet zusammensetzt, die Erfindung des Buchdrucks und Konrad Dudens Versuche, einheitliche Schreibweisen zu etablieren, schlugen Bünting und Pospiech den Bogen von der Steinzeit bis heute. Und die Darstellung der Geheimschrift Julius Cäsars wird wohl ebenso in den Köpfen bleiben wie die ungewöhnlichen Buchstaben, mit denen Polen, Türken, Schweden oder Franzosen Laute ausdrücken, die in der deutschen Sprache gar nicht vorkommen.

Wer vorher Sorgen gehabt hatte, in wie weit ein Hörsaal voller Kinder zu bändigen sei, wurde übrigens eines Besseren belehrt: Hoch konzentriert folgten die Jungstudenten den Ausführungen; gespenstisch ruhig wurde es sogar, als Bünting vorführte, wie sich 1 200 Jahre alte deutsche Literatur ungefähr angehört hat.

Die Kinder-Uni wird am Freitag, 30. Januar, 16.30 Uhr, fortgesetzt: Dann präsentiert Professor Roland Boese, wie Chemikalien zischen, brennen und knallen können, und was die Feuerwehr wissen muss, wenn sie das alles löschen soll.

Redaktion: Arne Schnebel, Tel.: (0201) 183?2087

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