Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Vom Geschäft mit den Nachhaltigkeitszertifikaten

Teuer und fragwürdige Effekte

[02.12.2014] Gut gemeint und teuer bezahlt: Verbraucher und Mitbewerber erwarten eine hohe Transparenz beim Thema Nachhaltigkeit. Aber wie aussagekräftig sind derartige Zertifikate? Dass sie mittelständischen Unternehmen mehr Probleme als Nutzen bringen, zeigt eine Studie der Universität Duisburg-Essen (UDE) unter Federführung von Prof. Dr. Andreas Wömpener, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Controlling.

Mit Unterstützung der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung wurden große und mittelständische Unternehmen aller Branchen befragt. Das Ergebnis: Die Integration von Nachhaltigkeit wird immer wichtiger und geht weit über den Aspekt der reinen Imagepflege hinaus. Sie kann weitreichende Auswirkungen auf das ökonomische Fortbestehen eines Betriebs haben. Im Fokus stehen konkrete wirtschaftliche Vorteile – neue Kunden, neue Märkte, Kostenersparnis und eine höhere Wettbewerbsfähigkeit.

Während viele der befragten Großunternehmen ihre Produkte und Nachhaltigkeitsberichte nach zahlreichen Standards zertifizieren lassen, klagen besonders mittelständische Betriebe über den unübersichtlichen, ständig wachsenden Markt an Zertifikaten, deren genaue Bedeutung selbst viele Experten nicht verstehen. Gerade für mittelständische Unternehmen ist diese Entwicklung problematisch. Sie fürchten, dass künftig nur noch in Nachweise investiert werden muss – anstatt das Geld für nachhaltiges Engagement zur Verfügung zu haben. Viele Großunternehmen setzen für eine Zusammenarbeit Zertifizierungen voraus, zum Teil auch unterschiedliche. Aufwändige Prüfungsprozesse und steigende Gebühren sind die Folge.

Die UDE-Studie belegt darüber hinaus die täuschende Wirkung mancher Labels auf den Verbraucher: Oft bezieht sich die Prüfung nämlich nur auf einen Teil des Produkts, beispielsweise auf das Material der Verpackung. Dem Kunden wird jedoch suggeriert, dass er ein Produkt kauft, welches in Gänze ökologisch und sozial korrekt ist. Ideal wäre daher ein Label, das auf einen Blick zeigt, ob das Produkt unter bestimmten Gesichtspunkten nachhaltig hergestellt wurde.

Die Teilnehmer der Studie wünschen sich zudem eine einheitliche Unternehmenszertifizierung, die Aufschluss über die Aufstellung im Bereich Nachhaltigkeit gibt und für Transparenz sorgt. Aufwand und Nutzen müssen sich dabei die Waage halten. Ansonsten, so der Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens, ist es „ein Kostentreiber am Ende und nicht wirklich sinnvoll.“

Weitere Informationen: Prof. Dr. Andreas Wömpener, T. 0203/379-4591, andreas.woempener@uni-due.de

Redaktion: Daniela Endrulat, Tel. 0203/379-2430

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