Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Götz W. Werner im Neuen Audimax am Essener Campus
Götz W. Werner im Neuen Audimax am Essener Campus

Mercator-Professor Götz W. Werner an der UDE

Die Treppe von oben fegen

[03.12.2015] Er sprach sie alle an: Jung und Alt, Studierende und das eigene Personal, Uni-Angehörige und interessierte Bürger. Knapp tausend Zuhörende wollten wissen, was Götz W. Werner, der diesjährige Mercator-Professor der Universität Duisburg-Essen (UDE), zum Thema „Die Treppe muss von oben gefegt werden“ Anfang Dezember im größten Hörsaal der UDE zu sagen hatte.

Höchst lebendig und mit vielen Zitaten angereichert erläuterte der Querdenker und Gründer der Drogeriemarktkette dm, wie wichtig es ist, sich stets klar zu machen, „dass alles aus dem Denken kommt. Dort fängt es an. Was wir nicht verstehen, können wir nicht gestalten, ganz im Sinne des Spruchs: Denke erst und handle dann und handelnd denke stets daran.“

Werner warnte jedoch davor, in Routine zu verfallen: „Erneuerung ist eine wesentliche Aufgabe für die Gesellschaft und für Unternehmen. Es bedeutet, sich immer wieder nach dem richtigen Weg zu fragen und auf Veränderungen zu reagieren oder sie sogar vorwegzunehmen. Das Gewordene muss hinterfragt, das Neue gedacht und in das Bestehende integriert werden.“

Wer die Treppe von oben fegt, so Werner, entwickelt neue Konzept oder Strategien, die dann wieder integriert werden müssen: „Was sich erneuert entwickelt sich, Stillstand führt zu Sklerose und stirbt ab.“ Erfolg habe Folgen: Wer nur das Erfolgte konserviere, also einfach so weitermache wie bisher, scheitere. Werner: „Unternehmer, auch der seines eigenen Lebens, zu sein heißt, angreifen und verwandeln und nicht so weiter machen wie bisher.“

Ein sozialer Organismus benötige keinen Druck, so Werner, sondern einen Sog, vergleichbar dem eines startenden Flugzeugs, das damit die Schwerkraft überwindet. Jeder müsse die Möglichkeit haben, über sich hinauszuwachsen in einer Atmosphäre des Respekts und der Wertschätzung. Die Aufgabe ist, miteinander ein Zielbewusstsein zu erzeugen, das Sogkraft habe.

Damit verdeutlichte der Vortrag und die anschließende Diskussion die Grundidee, weshalb die dm-Filialen in vergleichsweise großer Eigenverantwortung geführt werden: Die Mitarbeiter haben Mitbestimmungsrecht beim Sortiment, gestalten selbstständig ihre Dienstpläne, zum Teil sogar die Leitung der Filiale und die Gehaltsstruktur. 1973 gründete Werner seine erste dm-Drogerie in Karlsruhe. 1976 expandierte dm auf den österreichischen Markt. Derzeit gibt es 3.064 Filialen mit rund 52.000 Mitarbeitern in zwölf europäischen Ländern.

Werner ist ein bekennender Anthroposoph. Die von ihm geprägt Unternehmenskultur bei dm ist nach den Prinzipien von Persönlichkeitsentwicklung, Vertrauen und Kreativität ausgerichtet. Eine Besonderheit ist auch das mehrfach ausgezeichnete Ausbildungskonzept. Alle „Lernlinge“ des Unternehmens absolvieren zwei achttägige Theaterprojekte, um Team- und Kommunikationsfähigkeit zu üben. Er veranschaulicht diese Situation mit einem „permanenten Wildwasser“.

Hintergrund: Die Mercator-Professur

Mit der 1997 eingerichteten Mercator-Professur soll das wissenschaftliche Vermächtnis des berühmten Duisburger Kartographen und Universalgelehrten aus dem 16. Jahrhundert wachgehalten werden. Die Persönlichkeiten, die bisher eine Mercator-Professur innehatten, kommen aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Zu ihnen gehören unter anderen: Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker, Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher, die Filmregisseure Völker Schlöndorff und Margarethe von Trotta, der Journalist Ulrich Wickert, die Soziologin Necla Kelek, der Publizist Dr. Peter Scholl-Latour, die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, der Bundesverfassungsrichter a.D. Prof. Dr. Udo di Fabio oder auch der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Prof. Dr. Wolfgang Huber.

Redaktion: Beate Kostka, Tel. 0203/379-2430

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