Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Bahnbrechende Entdeckungen in der Zahlentheorie

Abschied von Professor Gerhard Frey

[29.06.2009] Zu Ehren der bevorstehenden Pensionierung von Prof. Dr. Dr. h.c. Gerhard Frey lädt der Fachbereich Mathematik zu einem Festkolloquium am 9. Juli in das am Institut für Experimentelle Mathematik an der Ellernstraße 29 in Essen ein (Beginn 10.15 Uhr, Raum ES 08). Nach den Grußworten der Hochschul- und Institutsleitung werden führende Mathematiker aus Frankreich und Israel Vorträge zu den Forschungsschwerpunkten Professor Freys halten.

Mit Professor Frey geht einer der Vordenker in der Zahlentheorie elliptischer Kurven in den Ruhestand. Er lieferte entscheidende Beiträge zur Lösung des Jahrhundertproblems „Fermats letzter Satz“ und ist deshalb auch 2007 mit der Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen ausgezeichnet worden. Ihn zeichnen beeindruckender Sachverstand, hohe Kreativität und mathematische Ideen aus, die von der Lösung eines mathematischen Grundproblems bis hin zu Anwendungen in der Sicherheitstechnik des Internets reichen. In seiner Forschung beschäftigt sich der Zahlentheoretiker mit algebraischen Gleichungen, die elliptische Kurven beschreiben. Sie finden nicht nur Verwendung im Beweis von Fermats letztem Satz, sondern auch in der Kryptographie, der Wissenschaft der Verschlüsselung von Informationen – beispielsweise beim Online-Banking.

Fermats letzter Satz

Im 17. Jahrhundert formulierte Pierre de Fermat mit Bezug auf den Satz des Pythagoras (a²+b²=c²), dass ein Kubus nicht als Summe von zwei Kuben, ein Biquadrat nicht als Summe zweier Biquadrate und jede höhere Potenz nicht als Summe von Potenzen desselben Grades geschrieben werden könnten. Dafür habe er einen wunderbaren Beweis gefunden, doch sei der Rand des Buches, auf den er seine Vermutung formulierte, zu schmal, um dort auch noch den entsprechenden Beweis zu geben.

Diese Vermutung beschäftigte Mathematiker über 350 Jahre lang. 1986 hatte Gerhard Frey die Idee, dass Fermats letzter Satz, der eigentlich eine zahlentheoretische Aussage ist, mit geometrischen Objekten zusammen hängen könne, vor allem mit elliptischen Kurven. Ausgehend von dieser Idee gelang dem Mathematiker Andrew Wiles rund zehn Jahre später der Beweis von Fermats letztem Satz. Einen weiteren Namen machte sich Frey mit seinen Berechnungen zur algebraischen Struktur elliptischer Kurven in der Kryptographie, mit der zum Beispiel sichere Kryptosysteme generiert werden können – das heißt, Daten so zu verschlüsseln, dass nur der Adressat sie lesen kann. Eine Technik, die beispielsweise beim Einkauf im Internet eingesetzt wird.

Zur Biographie

Gerhard Frey studierte Mathematik und Physik in Tübingen, wo er 1967 seinen Abschluss machte. Für die Promotion folgte er seinem Doktorvater nach Heidelberg, wo er 1970 promoviert wurde, sich 1973 habilitierte und seine erste Professur annahm. Weitere Professuren brachten ihn an die Uni Erlangen-Nürnberg und die Uni in Saarbrücken. 1990 kam Frey an das Institut für Experimentelle Mathematik der damaligen Uni Essen, wo er die Arbeitsgruppe Zahlentheorie leitet.

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de

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