Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen
Lässt Tradition die Kasse klingeln?
[28.02.2011] Geld schießt Tore, klagen Fußballfans gerne, wenn die Vereine, die Millionen in Umfeld und Spieler investieren können, in der Tabelle ganz oben stehen. Aber was zählt, abgesehen vom sportlichen Erfolg, um einen Club gut zu finden? Beeinflussen Tradition, Nachwuchsförderung, soziales Engagement und solide Vereinsführung das Image, so dass der Fußballinteressierte zum Anhänger wird, ins Stadion geht, Fanartikel kauft oder gar Mitglied wird? Darum ging es bei einer bundesweiten Online-Befragung, die der Lehrstuhl für E-Entrepreneurship und E-Business der Uni Duisburg-Essen (UDE) jetzt durchgeführt hat. Unterstützt von Fußballmedien, 13 Vereinen und einem Fanclub-Verband haben sich über 6.100 Personen beteiligt.
Zwei wirtschaftswissenschaftliche Aspekte interessieren Prof. Dr. Tobias Kollmann und Marvin Karczewski bei der nun beginnenden Datenauswertung: Zum einen wollen sie Imageprofile für die teilnehmenden Vereine erstellen – mitgemacht haben zwei Erst-, neun Zweitligisten sowie zwei unterklassige Clubs mit über hundertjähriger Geschichte. Zum anderen möchten sie herausfinden, wie Fan-Wahrnehmung und der wirtschaftliche Erfolg eines professionellen Fußballvereins zusammenspielen. „Eine wichtige Frage ist, ob eine gute Vereinsführung nicht den Aspekt Tradition ergänzen bzw. vielleicht sogar wettmachen kann, wenn es darum geht, den Umsatz zu steigern“, erklärt Kollmann.
Im ersten Teil der komplexen Erhebung erhielten die Teilnehmer Szenarien, in denen ein fiktiver Verein ganz unterschiedlich beschrieben wurde, zum Beispiel wenig traditionsreich, dafür aber besonders sozial engagiert, den Nachwuchs fördernd, aber mit schwachem Vorstand. In ausführlichen Fragen konnten sie dann diesen Club bewerten und ihre „Kaufbereitschaft“ ausdrücken: Was war ihnen sympathisch, was wirkte unseriös, würden sie sich ein Heimspiel anschauen oder treuer Anhänger werden?
Im zweiten Teil durften die Teilnehmer angeben, wie sie ihren Lieblingsverein aktuell wahrnehmen. Dazu konnten sie Attribute aus einer langen Liste wählen, von fannah, ehrlich und regional verwurzelt bis hin zu konservativ, unprofessionell und farblos.
Was bei der Analyse der Daten – Ergebnisse werden im Frühjahr erwartet - herauskommen wird? Die beiden fußballbegeisterten Wissenschaftler sind selbst gespannt. „Es wird zum Beispiel immer vermutet, dass Tradition dem Fan wichtig ist. Ob sie aber tatsächlich die Kassen klingeln lässt, ist nicht gesagt“, so Marvin Karczewski.
Als Erfolg sieht er die Studie jetzt schon. „Nicht nur die Resonanz unter den Anhängern war gut, auch von den Vereinen haben wir durchweg positive Rückmeldungen bekommen.“ Dass nicht alle Erst- und Zweitligisten mitgemacht haben, sei zu erwarten gewesen. „Das ist oft eine Grundsatzentscheidung, da viele für solche Studien Marktforschungspartner haben.“ An den Ergebnissen dürften dennoch Clubs aus allen Spielklassen interessiert sein, „weil sie Möglichkeiten zeigen, sich außerhalb des Sportlichen zu positionieren.“ Für Marvin Karczewski lohnt die aufwändige Untersuchung auf jeden Fall. Er nutzt sie für seine Doktorarbeit.
An der Befragung waren folgende Vereine/Partner beteiligt (alphabetisch): DSC Arminia Bielefeld, FC Augsburg, FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf, FSV Frankfurt, MSV Duisburg, Rot-Weiss Essen, Schalker Fan-Club Verband, SC Rot-Weiß Oberhausen, TSV 1860 München, VfL Bochum, VfL Osnabrück, VfL Wolfsburg, Viktoria Köln 1904 sowie als Multiplikatoren: 11freunde.de, deutschlandklickt.de, RevierSport und Virtual Kicker League.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Tobias Kollmann, Tel. 0201/183-2884, tobias.kollmann@icb.uni-due.de;
Dipl.-Ök. Marvin Karczewski, Tel. 0201/183-4381, marvin.karczewski@icb.uni-due.de
Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429
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