Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Neues Projekt verbessert Übersetzungen

Mit Fachsprachen umgehen

[28.03.2011] Interdisziplinäre Projekte, fusionierende Unternehmen und immer neue Fachgebiete sind in einer Wissensgesellschaft der Normalfall. Doch sie leiden unter der ‚babylonischen Sprachverwirrung‘, da unterschiedliche Expertensprachen aufeinandertreffen. Bekannte Wörterbücher und Fachlexika helfen hier nicht weiter. Abhilfe erwarten viele von einem eigenen Glossar, das die Begriffe entwirren soll. Doch in der Praxis ist die Erstellung eines effizienten Glossars oft schwieriger als erwartet, nicht wenige scheitern. Das passende Know-How erarbeitet das zweijährige Projekt „Konstruktionsglossare im Fachsprachenlernen“, Ko[Gloss]. Es wird mit Partnern der Universitäten Tartu in Estland, Ventspils in Lettland und Vilnius in Litauen durchgeführt und von der Universität Duisburg-Essen koordiniert.

Ko[Gloss] untersucht, wie parallele Fachsprachenglossare in Estnisch, Lettisch, Litauisch und Deutsch mit relativ einfachen Mitteln erstellt werden können. Ziel ist aber nicht nur die Nutzung der fertigen Wortglossare. Schon das Lernen der Methode soll die sprachliche Kompetenz von Berufstätigen, z.B. Übersetzern, und Studierenden stärken. So können sie sich immer wieder neue fachsprachliche Gebiete selbständig und schnell erschließen. Als Beispiel haben die Partner das Thema ‚Konjunktur und Konjunkturentwicklung‘ gewählt – denn die globale Wirtschaftskrise ist noch nicht vorüber.

„Wir wollen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Ulrike Haß, „das berufstaugliche Know-How der Erstellung eines Glossars für die eigenen Bedürfnisse vermitteln und im Learning-by-doing die sprachanalytischen Fähigkeiten von Lernern und ‚Kommunikationsarbeitern‘ voranbringen.“

Die Methode umfasst drei Schritte: die Sammlung fachlich einschlägigen Textmaterials, dessen Erschließung mittels professioneller, frei erhältlicher Software und schließlich die Dokumentation der (Fach-)Sprachen in dem weit verbreiteten E-Learning-System moodle, das über eine Glossar-Funktion verfügt. „Man soll die Vorteile vernetzter Online-Glossare genießen, ohne dafür selbst tief in die Software-Technik einsteigen zu müssen“, erklärt Ulrike Haß. Während die Verzeichnisse in Seminaren mit immer mehr Inhalten gefüllt werden, können sie gleichzeitig schon in der beruflichen Praxis genutzt und ergänzt werden.

Das Hauptproblem der ‚fachsprachlichen Verwirrung‘ sind meist nicht die Fachtermini, die sich manchmal doch nachschlagen lassen. Konkret geht es um Satzbausteine: Wer Konjunkturberichte verfasst oder übersetzt, nutzt oft verbale Konstruktionen wie „Druck auf die Kurse“, „ein Verlust beläuft sich auf“ oder „die Märkte nachhaltig negativ beeinflussen“, die sich nicht einfach übersetzen lassen. Es ist besonders wichtig, solche Konstruktionen in ihrem fachgebundenen Gebrauch zu identifizieren und beschreiben zu lernen.

Das seit Januar 2011 von der Europäischen Union im Lifelong Learning Programm geförderte Projekt lässt sich prinzipiell auf alle Sprachen und fachlichen Bereiche anwenden. Es ist besonders für die kleinen und neuen europäischen Nationalsprachen Estlands, Lettlands und Litauens wichtig, die ihre eigenen Fachsprachen kultivieren und aktualisieren wollen, statt sie an das globale Englisch zu verlieren. Deutsch bietet sich aus historischen Gründen als Verständnisbrücke an und ist auch Projektsprache.

Weitere Informationen: http://www.kogloss.eu
Prof. Dr. Ulrike Haß, Tel. 0201/183-3369, ulrike.hass@uni-due.de

Redaktion: Katrin Braun, Tel. 0203/379-1488

Alle Pressemitteilungen der UDE finden Sie unter:
http://www.uni-due.de/de/presse/pm.php