Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Schüler erstellen gemeinsam eine Ausstellung

Leben in den Trümmern

[27.07.2011] Städtebauliche Perlen oder schmucklose Zweckbauten? Noch heute ist das Bild unserer Städte stark geprägt durch Entscheidungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg getroffen wurden. Auch in wirtschaftlicher, struktureller und sozialer Hinsicht. Dem Wiederaufbau am Niederrhein widmet sich ein von der Robert-Bosch-Stiftung gefördertes Vorhaben an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Das einjährige Denkwerkprojekt unter der Leitung des Instituts für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung (InKuR) hat gerade begonnen und spricht besonders Schüler an.

Neuntklässler, AG’s und Projektkurse von vier Schulen erarbeiten in Kleingruppen verschiedene Aspekte der Geschichte nach 1945 in Düsseldorf, Geldern, Goch und Wesel. Schulübergreifend forschen sie an einem Thema, das auch ihre eigene Lebenswirklichkeit betrifft: Wie wirken historische Entscheidungen? Sie werden von Wissenschaftlern unterstützt und tauchen so in die methodische Bandbreite historischen Arbeitens ein. Eine gemeinsame Ausstellung und ein eigener Film sollen entstehen. Darin geht es zum Beispiel um die damalige Rolle von Kindern und Jugendlichen. Die vier Städte werden zudem im Hinblick auf die Entscheidungsträger verglichen: Welche Qualifikation brachten sie mit, wie interagierten sie mit der Bevölkerung und welche formalen Anforderungen gab es in der Nachkriegszeit?

Es soll deutlich werden, dass Geschichte kein abgeschlossenes Phänomen ist, sondern die Gegenwart prägt. „Die Schüler verstehen dadurch den Zusammenhang zwischen Frage, Methode und Erkenntnis. Sie lernen auszuhalten, dass nicht alles eindeutig beantwortet werden kann“, beschreibt Projektleiter Prof. Dr. Jörg Engelbrecht die Hintergründe. „Viele haben einen lokalen Bezug zu ihren Wohnorten – das motiviert zusätzlich.“

Die Jugendlichen gewinnen einen persönlichen Eindruck von den Personen, die den Wiederaufbau begleiteten. Wie waren ihre Handlungsspielräume, ihre Selbstwahrnehmung und das soziale Geflecht? „Ihr Geschichtsbewusstsein verändert sich, und sie reflektieren, dass historische Sachverhalte in den Medien häufig sehr subjektiv dargestellt werden. So können die Schüler Informationen zu anderen, auch aktuellen Themen kritisch hinterfragen und werten.“

An speziellen Studientagen tauschen sich die Teilnehmer über ihre Forschungsfragen und Ergebnisse an der Universität Duisburg-Essen aus. Fachvorträge und Workshops ergänzen das Angebot. Zusätzlich finden Vorträge, Unterrichtsgespräche, Zeitzeugeninterviews, Archiv- und Museumsbesuche sowie Unterrichtsgänge an den Schulen statt. Die Ausstellung soll vor den Sommerferien 2012 zentral eröffnet werden und wird danach auch an den vier Schulorten zu sehen sein.

Beteiligt sind das Erzbischöfliche Suitbertus Gymnasium (Düsseldorf), das Lise-Meitner-Gymnasium (Geldern), das Collegium Augustinianum Gaesdonck (Goch) und das Andreas-Vesalius-Gymnasium (Wesel) sowie die Niederrhein-Akademie/Academie Nederrijn e.V. (NAAN), der Historische Verein für Geldern und Umgegend e.V., zahlreiche Archive am Niederrhein, die E-Competence Agentur und das Zentrum für Informations- und Mediendienste der UDE.

Weitere Informationen: http://www.uni-due.de/inkur/
Prof. Dr. Jörg Engelbrecht, Tel. 0201/183-2540, joerg.engelbrecht@uni-due.de; Simone Frank, Tel. 0203/379-2497, simone.frank@uni-due.de

Redaktion: Katrin Braun, Tel. 0203/379-1488

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