Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Neues Projekt erforscht fragile Staaten

Wenn Krisen zum Kollaps führen

[28.09.2011] Warum brechen Staaten zusammen? Das will ein neues Projekt am Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen (UDE) herausfinden. Es wird für drei Jahre von der DFG gefördert und beginnt im Oktober. Im Mittelpunkt steht die Frage, unter welchen Umständen es zu einem vollständigen Versagen staatlicher Institutionen kommt.

Bislang weiß man nur wenig über die Ursachen solcher Zusammenbrüche. Das Projekt vergleicht daher 18 Beispiele wie Somalia oder Libanon, um die unterschiedlichen Bedingungen zu ermitteln, die zum Kollaps führen. Dabei beeinflussen sich strukturelle und dynamische Faktoren. Vertiefte Einzelfallstudien sollen diese Vorgänge deutlich machen.

„Blickt man auf die Politik, so nehmen wir an, dass nicht nur korrupte Praktiken die Institutionen von innen aushöhlen, sondern auch Machtkämpfe unter bestimmten Bedingungen ein politisches System zerlegen können“, so Projektleiter Dr. Daniel Lambach. Eine einflussreiche wirtschaftliche Kraft ist u.a. der Rückgang von Staatseinnahmen. Er hat in Fällen wie Liberia zu einer Abwärtsspirale geführt, in der immer mehr Akteure aus der herrschenden Koalition ausscheren. Auch soziale Faktoren spielen eine Rolle: „Multiethnische Gesellschaften sind tendenziell konfliktanfälliger, wenn gesellschaftliche Gruppen politisiert sind und um die Staatsmacht kämpfen.“ Der Politikwissenschaftler berücksichtigt regionale Besonderheiten und hinterfragt, wann genau es zum Zerfall kommt.

„Fragile Staatlichkeit hat in den letzten Jahren sehr viel Aufmerksamkeit in Wissenschaft und Politik erfahren und ich hoffe, dass wir einen Beitrag zu einer wichtigen Debatte leisten können“, sagt Lambach. Er forscht zu diesem Thema bereits seit zehn Jahren und hat sich eingehend mit den regionalen Auswirkungen befasst. So wird durch einen Staatszerfall oft auch die Stabilität benachbarter Länder beeinträchtigt.

Erste Ergebnisse werden im Jahr 2013 erwartet. Die geplanten Forschungen stärken den UDE-Profilschwerpunkt „Wandel von Gegenwartsgesellschaften“ und beziehen die vorhandene Expertise am Institut für Entwicklung und Frieden ein.

Weitere Informationen: Dr. Daniel Lambach, Tel. 0203/379-3208, daniel.lambach@uni-due.de

Redaktion: Katrin Braun, Tel. 0203/379-1488

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