Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Neues Graduiertenkolleg

Vorsorge, Voraussicht und Vorhersage

[06.06.2013] „Eine vorausgewusste Zukunft ist ein Widersinn“, urteilte schon der bekannte Historiker Jacob Burckhardt in seinen Weltgeschichtlichen Betrachtungen. Wie Menschen in verschiedenen Epochen und Kulturen diese Zukunftsungewissheit („Kontingenz“) durch Handeln bewältigt haben, steht im Mittelpunkt eines neuen Graduiertenkollegs (GRK) an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt das geschichtswissenschaftliche Projekt mit dem Titel „Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln“ mit rund 2,75 Mio. Euro.

Angestrebt wird eine neunjährige Laufzeit, die am 1. Oktober 2013 beginnt. Sprecher sind die Historiker Prof. Dr. Stefan Brakensiek und Prof. Dr. Benjamin Scheller als sein Stellvertreter. Für jeweils drei Jahre werden im Schnitt zehn Promotionsstudierende und ein Postdoc-Wissenschaftler gefördert, die sich mit den verschiedensten Fragen des Rahmenthemas auseinandersetzen werden. Mit Prof. Dr. Wolfgang Knöbl konnte ferner ein ausgewiesener Vertreter der international vergleichenden sowie historischen Soziologie gewonnen werden, der das GRK als Mercator-Fellow für ein Jahr begleiten wird.

Prof. Brakensiek: „Die Idee zu diesem neuen Forschungsansatz entstand im Kollegenkreis des personell neu aufgestellten Historischen Instituts der UDE. Als Schnittfeld gemeinsamer Interessen erwies sich die Frage nach dem Umgang mit Zukunft in unterschiedlichen Epochen und Kulturen seit der Antike.“ Hinterfragt wird die weit verbreitete Vorstellung, dass sich erst nach 1750 ein Konzept von Zukunft als ein offener und gestaltbarer Prozess herausgebildet habe. Die Menschen der Vormoderne und im außereuropäischen Raum hätten sich gegenüber den zu erwartenden Ereignissen und Entwicklungen vermutlich eher passiv verhalten.

Prof. Scheller: „Der Ansatz des Kollegs unterscheidet sich dabei grundlegend von früheren Analysen des Problems der Zukunftsungewissheit. Im Zentrum unseres Interesses stehen nicht die Zukunftsvorstellungen, sondern der Mensch und sein gegenwärtiges Verhalten in Bezug auf seine unsichere Zukunft.“ Im GRK sollen die verschiedenen Formen des Zukunftshandelns von der Antike bis zur Gegenwart innerhalb und außerhalb Europas unterschieden und nach deren Bedeutung gefragt werden.

Durch inneruniversitäre Kooperationen und Kontakte ist das neue GRK in weitere Forschungszusammenhänge eingebunden, etwa in den Profilschwerpunkt Urbane Systeme, das GRK „Risk & East Asia“, das Essener Kolleg für Geschlechterforschung (EKfG), das Salomon Ludwig Steinheim Institut für deutsch-jüdische Geschichte, die Alte Synagoge oder auch das Institut für Entwicklung und Frieden (INEF). Außerdem steht dem GRK mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) ein herausragender Kooperationspartner für die Weiterentwicklung gemeinsamer Forschungsfragen und für öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zur Seite.

Weitere Informationen:
http://www.uni-due.de/geschichte/forschung.php?SHOW=zentral
• Prof. Dr. Stefan Brakensiek, Tel. 0201/183-3586, stefan.brakensiek@uni-due.de
• Prof. Dr. Benjamin Scheller, Tel. 0201/183-6043, benjamin.scheller@uni-due.de

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de

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