IZfB Early Career Researcher Travel Awards

IZfB-Travel Awards 2024

Im Rahmen des Tages der Bildungsforschung 2024 wurde die dritte Ausschreibung der IZfB Early Career Researcher Travel Awards veröffentlicht.

Details können Sie der Ausschreibung entnehmen.

Zur Ausschreibung

Die Awards in Höhe von bis zu 1.500,-€ sollen promovierenden IZfB-Mitgliedern, oder solchen, die nach dem 01.01.2020 ihre Dissertation fertiggestellt haben, ermöglichen, Forschende im Bereich der Bildungsforschung in anderen Ländern zu besuchen. Sie sollen die Möglichkeit bieten, die Befunde oder Erfahrungen aus den eigenen Forschungsvorhaben anderen Arbeitsgruppen zu präsentieren, spezifisch einen wichtigen Teilaspekt ihres Vorhabens mit ausgewiesenen Expert:innen zu diskutieren  und/oder die eigene Forschungstätigkeit auf andere Weise voranzubringen. Die Travel Awards können zur Finanzierung von Reise- und Unterkunftskosten verwendet werden.

Im Jahr 2024 vergibt das IZfB bis zu vier Travel Awards. Bewerbungen sind ab sofort möglich und an Helene Kruse zu richten.

Bewerbungsfristen

  • für Reisen, die bis zum 31.07.2024 angetreten werden: 29.02.2024, (max. 2 Awards)
  • für Reisen, die ab dem 01.08.2024 angetreten werden: 15.06.2024, (max. 2 Awards)

Bitte verwenden Sie zur Bewerbung das zur Verfügung gestellte Formular.

Bewerbungsformular

Preisträger*innen

Wir gratulieren den Preisträger*innen und wünschen einen erfolgreichen Aufenthalt in den Gastinstituionen:

Ausschreibung Frühjahr 2023:

Ausschreibung Sommer 2023:

 

Reiseberichte der Preisträger*innen

Dr. Miriam Mulders, Lehrstuhl für Mediendidaktik und WissensmanagementBesuch der Kopenhagener Universität

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Vom 1. bis 12. Oktober 2023 durfte ich den Lehrstuhl Educational Psychology an der Kopenhagener Universität unter der Leitung von Prof. Guido Makransky besuchen.

In den ersten Tagen lernte ich den Arbeitsalltag am Lehrstuhl, auch Virtual Learning Lab genannt, kennen. Ich führte Gespräche mit Guido Makransky und seinen Mitarbeitern und beobachtete die Arbeitsabläufe und -strukturen der einzelnen wissenschaftlichen Mitarbeiter und studentischen Hilfskräfte. Ich testete verschiedene Virtual Reality Lernanwendung, beispielsweise eine Unterwasser-Virtual Reality der Universität Göteborg und die kollaborative Virtual Reality des Schweizer Startups ORamaVR. Zu Beginn durfte ich außerdem im wöchentlichen Arbeitsmeeting die Forschungsprojekte, mit denen ich mich an der UDE beschäftige, vorstellen, darunter auch mein Dissertationsprojekt über eine Virtual Reality Lernanwendung, in welcher man das Versteck von Anne Frank zu Zeiten des zweiten Weltkriegs explorieren kann. Alle waren sehr interessiert an meiner Arbeit und stellten viele Nachfragen. Ein guter Einstieg für meine Zeit in Kopenhagen.

Wenn ich auf die zwei Wochen zurückblicke, habe ich sehr viel lernen können: Besonders interessant für mich, die sich in ihrer Forschung mit den Möglichkeiten des Lehrens und Lernens mit Virtual und Augmented Reality auseinandersetzt, war, wie die Mitarbeiter am Lehrstuhl mit Hardware wie Virtual Reality Headsets umgehen, und das sogar in großer Stückzahl. Beeindruckend fand ich darüber hinaus die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team. Psychologen, Erziehungswissenschaftler und Software-Entwickler arbeiten zusammen an der Erstellung von Virtual Reality Lernapplikationen. Die Software wird am Lehrstuhl agil entwickelt, in iterativen Prozesszyklen im Team evaluiert und optimiert. Ebenso lehrreich für mich war, wie der Lehrstuhl experimentelle Studien in Kooperation mit Kopenhagener Schulen vorbereitet und durchführt. Hier wurde ich aktiv eingebunden, durfte Materialien und Fragebögen testen und überarbeiten sowie den gesamten Studienablauf im Detail durchlaufen. Ein Highlight für mich war, dass ich an meinem letzten Tag mit an eine Kopenhagener Schule fahren durfte und als Versuchsleiter eine Studie, bei der eine kollaborative Virtual Reality eingesetzt wurde, um Klimawandel zu visualisieren und nachhaltige Verhaltensweisen zu fördern, mit durchführen durfte. Die praktischen Erfahrungen, wie Forschung im Konkreten am Lehrstuhl betrieben wird, nehme ich mit an die UDE. Ich konnte insgesamt vielfältige Kontakte knüpfen, die mein wissenschaftliches Netzwerk sehr bereichern. In einigen Gesprächen entstanden sogar erste gemeinsame Projektideen (z.B. zu pädagogischen Agenten in Virtual Reality), die ich nach meinem Forschungsaufenthalt in Kopenhagen weiterverfolgen möchte.

Ich bedanke mich beim IZfB herzlich für die Förderung meines Forschungsaufenthaltes!

Dr. Miriam Mulders

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Beatriz Matafora, Arbeitsgruppe Educational Research and SchoolingReise ins Baltikum

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Als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt International Civic and Citizenship Study (ICCS) habe ich die Möglichkeit, Daten aus einer internationalen Vergleichsstudie mit Jugendlichen aus über 20 Ländern zu analysieren. In meiner Promotion konzentriere ich mich auf die Fragen rund um nationale und europäische Identität. Zurzeit setze ich mich intensiv mit der nationalen und europäischen Identität in den baltischen Ländern (Litauen, Lettland und Estland) auseinander.

Diese Region ist von besonderem Interesse für meine Forschung da die baltischen Länder sowohl an der ICCS-Umfrage von 2016 als auch von 2022 teilgenommen haben, was es mir ermöglicht, Daten vor und nach dem Beginn des Ukraine-Krieges zu vergleichen. Außerdem verfügen diese Länder über eine bedeutende russischsprachige Bevölkerung. Diese historische Tatsache hat zu einer vielschichtigen soziokulturellen Landschaft geführt, in der die Beziehung zu der russischsprachigen Minderheit komplex ist. Selbst mehr als 30 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion besteht in Estland, Lettland und Litauen immer noch ein geteiltes Schulsystem, in dem es Schulen gibt, in denen Schüler*innen hauptsächlich auf Russisch unterrichtet werden können.

Der Vergleich der ICCS-Umfragedaten von 2016 und 2022 in den nationalen Sprachen sowie auf Russisch hat signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen von Schüler*innen bezüglich der Identifikation mit ihrem Wohnsitzland und mit Europa offenbart. Vorort plante ich viele Fragen bezüglich dieses Systems im direkten Austausch zu klären. Positiverweise hat sich das IZfB entschieden, meine geplante Reise mit dem Travel Award zu finanzieren, sodass ich meinen Aufenthalt verlängern und mehr Kontakte verknüpfen konnte.

Am 16. September reiste ich nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens und hatte dort die Gelegenheit, mit Professorin Nerija Putinaitė, einer Expertin, die sich mit dem Thema Minderheiten in Litauen beschäftigt, zu sprechen. Neben den litauischsprachigen Schulen gibt es nicht nur Schulen für russisch- sondern auch für polnischsprachige Minderheiten. Professorin Putinaitė betonte, dass Lehrkräfte in diesen Minderheitenschulen ihre Abschlüsse bereits vor langer Zeit erworben haben müssen, da es heutzutage nur noch möglich ist, auf Litauisch zu studieren. Dies kann sich auch auf ihre Art zu unterrichten auswirken. Laut ihr gab es bisher keine Ankündigungen seitens der Regierung, die russischsprachigen Schulen zu schließen.

Von Vilnius fuhr ich mit dem Bus nach Daugavpils, der zweitgrößten Stadt Lettlands. Ich entschied mich bewusst für Daugavpils, da etwa 50% der Einwohner einen russischen Hintergrund haben. Zusätzlich haben ungefähr 13% polnische und etwa 7% belarussische Wurzeln, da die Stadt nahe an der Grenze zu Belarus liegt. Während meines Aufenthalts in Daugavpils traf ich Professorin Ilze Kacane, eine Expertin an der Daugavpils Universität, die sich intensiv mit der Identität der Menschen in dieser Region beschäftigt. Besonders interessant war für mich zu erfahren, wie sich die Lage in Daugavpils seit Beginn des Ukraine-Krieges entwickelt hat. Professorin Kacane konnte mir wertvolle Einblicke bieten. Sie erklärte, dass viele ihrer Studierende einen russischen Hintergrund haben, aber die lettische Sprache sprechen. Diese Studierende berichten ihr von ihren Schwierigkeiten, da ältere Familienmitglieder sich mit Russland und der Sowjetunion identifizieren und Werte vertreten, die sie ablehnen. Die lettische Regierung hat strengere Maßnahmen ergriffen als die litauische Regierung und plant, die russische Sprache bald aus den Schulen zu verbannen.

In Riga, der Hauptstadt Lettlands, traf ich mich mit Kolleg*innen der Latvia University, die für die Durchführung der ICCS-Studie in Lettland verantwortlich sind. Sie organisierten Tagesausflüge für mich, was eine einzigartige Gelegenheit bot, tiefgreifende Gespräche zu führen und weitere Einblicke in das lettische Schulsystem zu gewinnen, insbesondere auch in die Zeit vor der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Lettlands. In Riga hatte ich die Gelegenheit, einen Vortrag vor Bachelor-Studierenden der Sozialwissenschaften zu halten, in dem ich meine ersten Ergebnisse präsentierte und mich mit Ihnen zu Fragen zur nationalen Identität austauschen konnte. Ein besonderer Zufall war, dass alle Studierenden in diesem Seminar russische Wurzeln hatten. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Student, der seine Auseinandersetzung mit der nationalen Identität beschrieb. Er erzählte, dass er sich mit Lettland und seinen Werten identifiziert, obwohl seine Herkunftssprache Russisch ist. In Lettland gilt er als Russe, aber in Russland sieht man ihn als Letten.

In Estland begann meine Reise in Tallinn, wo ich die dort für die ICCS-Studie verantwortlichen Kolleg*innen traf. Die estnische Regierung plant, die russischen Schulen zu schließen. Dies könnte eine dramatische Verschlimmerung des ohnehin schon bestehenden Lehrermangels zur Folge haben, da die Lehrkräfte der russischen Schulen zunächst die estnische Sprachprüfung bestehen müssten. Die Regierung versucht, diesem Problem entgegenzuwirken, indem sie Lehrer*innen höhere Gehälter anbietet, um mehr Menschen für den Lehrerberuf zu gewinnen. Auch wenn junge Menschen in Estland, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, die Werte des Landes teilen, bleibt die Sprache eine Herausforderung. Das Estnische hat 14 Grammatikfälle und gilt als eine der schwierigsten Sprachen der Welt. Daher bleibt es für Schüler*innen unterschiedlicher Hintergründe eine Herausforderung, die Sprache zu erlernen und sie so zu beherrschen, dass sie an der Universität erfolgreich studieren können.

Mein letzter Halt führte mich in Estlands drittgrößte Stadt Narva an der Grenze zu Russland. Hier sprechen 95% der Einwohner*innen Russisch als Herkunftssprache. Ich traf mich mit Anastassia Tuder, die ihre Masterarbeit über die Identität junger Menschen in Narva verfasst hat. Ihre qualitativen Interviews führten zu dem Schluss, dass die Menschen sich eher mit Narva als mit Russland oder Estland identifizieren. Für viele ist die Identifikation mit Estland noch ein laufender Prozess. Viele junge Menschen unterstützen die demokratischen Werte Estlands. während viele der älteren Generation an den politischen Entscheidungen Russlands festhalten.

Während der Zeit der Sowjetunion gab es im Baltikum eine beträchtliche Mobilität und Menschen unterschiedlichster Hintergründe lebten und leben noch heute in diesen Regionen. Diese Diversität prägt die Identität und das soziale Gefüge und ist ein wichtiger Aspekt für meine Forschung über nationale und europäische Identität in den baltischen Ländern.

Diese Reise durch Estland, Lettland und Litauen war von unschätzbarem Wert für meine Forschung. Ich bin sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung des IZfB, ohne die diese Reise nicht möglich gewesen wäre. Diese Erkenntnisse werden mir nun ermöglichen, meinen Artikel abzuschließen und einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Identitätsbildung in diesen Ländern zu leisten.


Ausführlicher Bericht

Katrin Klingbeil, Fakultät für Mathematik, Didaktik der MathematikAufenthalt an der Universität Utrecht

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Dank des IZfB-Travel Awards konnte ich vom 22. September bis zum 6. Oktober das Freudenthal-Institut an der Universität Utrecht besuchen. Das international renommierte Freudenthal-Institut vereint die Fachdidaktiken für Mathematik, Physik, Biologie und Chemie sowie Wissenschaftskommunikation und Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften unter seinem Dach. Für die Mathematikdidaktik ist insbesondere die an Vorgängerinstitutionen entwickelte „Realistic Mathematics Education“ von großer Bedeutung.

Am ersten Tag konnte ich direkt an einem Mini-Symposium zum Thema „Statistikunterricht“ teilnehmen, bei dem Vortragende aus den Niederlanden, Deutschland und den USA verschiedene Entwicklungen und Visionen zum Statistikunterricht vorstellten sowie spannende Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte beispielsweise unter Nutzung von Eye-Tracking ermöglichten.

In den folgenden Tagen lernte ich dann den Arbeitsalltag am Freudenthal-Institut besser kennen. Durch das Shared Office der Doktorand:innen sowie den gemütlichen Aufenthaltsraum, in dem mittags stets gemeinsam gegessen wurde, kam ich schnell mit vielen Kolleg:innen aus verschiedenen Fachbereichen in Kontakt. Außerdem durfte ich in Lehrveranstaltungen für (angehende) Mathematiklehrkräfte hospitieren. Spannend war für mich auch die Teilnahme an einem 14-tägig stattfindenden Treffen der Mathematikdidaktiker:innen, bei welchem jeweils ein vorher gelesener Artikel diskutiert wird. In dieser Woche wurde sich zu einem Überblicksartikel zu Visualisierungen ausgetauscht. Donnerstagmittag war ich dann eingeladen im „Research meeting“ des Instituts mein eigenes Forschungsprojekt vorzustellen. Die anschließende Diskussion war sehr anregend, insbesondere da auch Perspektiven aus anderen Fachdidaktiken mit eingebracht wurden. Am Nachmittag konnte ich dann noch am mathematikdidaktischen „Research seminar“ zum Thema „Pre-Service Mathematics Teachers utilization of didactical theory to innovate their internship teaching” teilnehmen, aus dem ich interessante Impulse für meine eigene Seminare zur Vorbereitung und Begleitung der Praxissemesterstudierenden mitnehmen konnte.

Am Freitag folgte dann eine kleine Konferenz mit dem Namen „Onderwijs meets Onderzoek“ (Unterricht trifft Forschung), die das Ziel hat, Akteur:innen aus Schulpraxis und mathematikdidaktischer Forschung zu vernetzen. Der Hauptvortrag und die Workshops standen unter dem Schwerpunkt „Curriculumserneuerungen“. Hier hatte ich die Gelegenheit, die Unterschiede des Schulsystems, des Curriculums und der Lehrkräfteausbildung in den Niederlanden, Flandern und Deutschland besser kennenzulernen. Zusätzlich gab es eine Posterpräsentation zu unterrichtsbezogenen Forschungsprojekten, bei der auch ich ein Poster zu meinem Forschungsprojekt im Bereich digitales formatives Assessment vorstellen durfte.

Am Wochenende durfte dann ein Ausflug zu den in deutschen Mathebüchern so beliebten Kubus- Häusern in Rotterdam natürlich nicht fehlen.

Nachdem die erste Woche aufgrund der vielen Veranstaltungen nur ein wenig Zeit für vorbereitende Planungen und Literaturrecherche zu Auswertungsmethoden gelassen hatte, konnten wir uns in der zweiten Woche dann voll und ganz auf den Hauptgrund meines Aufenthaltes konzentrieren: die gemeinsame Datenanalyse. Dank der weitreichenden Expertise meines Gastgebers Dr. Filip Moons konnten wir verschiedene Analyseansätze mit unterschiedlicher Software testen. Dabei war es unglaublich hilfreich, beispielsweise bei der Latent Transition Analysis die ermittelten Classes direkt gemeinsam inhaltlich interpretieren und deren Sinnhaftigkeit diskutieren zu können, um daraus nächste Schritte abzuleiten. Somit konnten wir einen soliden Grundstein für eine gemeinsame Veröffentlichung legen, die in den nächsten Wochen finalisiert werden soll.

Neben diesen ganz konkreten Analyseergebnissen nehme ich aus diesem Aufenthalt viele spannende Eindrücke und Anregungen für mein Forschungsprojekt, aber auch für meine Lehre und die Arbeit in unserer AG mit. So haben wir beispielsweise in unserer Doktorand:innen-Runde bereits einen Artikel zum gemeinsamen Lesen und Diskutieren herausgesucht. Darüber hinaus konnte ich vielfältige Kontakte knüpfen, aus denen bereits künftige Kooperationen erwachsen sind: Seit kurzem bin ich als Mitglied des International Programme Committee an der Organisation der Konferenz „FAME – Feedback & Assessment in Mathematics Education“ beteiligt, die im nächsten Juni in Utrecht stattfinden wird.

Mein herzlicher Dank gilt dem IZfB, das mir diesen Forschungsaufenthalt ermöglicht hat!

Ausführlicher Bericht

Sabine Hattinger Allende, Fakultät für Bildungswissenschaften, AG KindheitsforschungBesuch des Center for the Study of Child Care Employment (CSCCE) an der University of California, Berkeley

Free Speech Movement Monument

Half Moon Bay

Zeugnisse Der Indigenen Besetzung Von Alcatraz Im Jahr 1969

Mammutbäume In Muir Woods

Seit vielen Jahren denke ich gemeinsam mit Marcy Whitebook über frühkindliche Bildung und feminisierte Care-Arbeit nach. Dank des IZfB Early Career Researcher Travel Award konnte ich mir im März den Wunsch erfüllen, das CSCCE an der UC Berkeley zu besuchen, dass sie mitbegründet und über einen langen Zeitraum geleitet hat. Nachdem ich ihre Arbeit jahrelang verfolgt hatte, bekam ich nun auch die Gelegenheit, Lea J.E. Austin kennenzulernen, die das Forschungszentrum leitet und mir meinen Aufenthalt ermöglichte.

Seit der historischen Rolle, die Studierende der UC Berkeley in den 1960er Jahren spielten, ist die Universität weltweit dafür bekannt, dass sozialer Aktivismus einen bedeutenden Einfluss auf die Wissensproduktion und Lehre hat. Das Monument der Free-Speech-Bewegung auf dem Campus erinnert an den Beginn einer langen Welle von Protesten für Bürgerrechte, gegen den Krieg in Vietnam und gegen rassistische Diskriminierung.

Mit der Geschichte der UC Berkeley ist die Behindertenrechtsbewegung ebenso eng verbunden wie der Queer-Aktivismus und die Black-Lives-Matter-Bewegung. Auch das CSCCE hat seinen Ursprung in einer Bewegung: Zwischen 1991 und 2001 setzten sich Erzieher*innen und Kindertagespfleger*innen mit der Worthy Wage Campaign für würdige Entlohnung und Arbeitsbedingungen ein.

Während meines Besuchs hatte ich die Gelegenheit, mit Peggy Haack, Rosemarie Vardell und Marcy Whitebook – drei Aktivistinnen der Worthy Wage Campaign – über die Dichotomie zwischen Sorge und Bildung nachzudenken. Außerdem konnte ich an der halbjährlichen Sitzung der CSCCE Multistate Research & Policy Working Group teilnehmen und so an einem Tag viele Mitarbeiter*innen des Centers kennen lernen. Marcy Whitebook und ich verbrachten viele Arbeitsstunden in langen Diskussionen über die politische Ökonomie der Sorge um junge Kinder, die Geschichte der frühkindlichen Pädagogik und die ständige Umverteilung der Sorgearbeit entlang von kolonialen Klassenverhältnissen.

Wanzi Muruvi, die am CSCCE zum Wohlbefinden von Erzieher*innen, Kindern und ihren Communities forscht, begleitete uns mit viel Geduld und Humor bei der Vorbereitung unseres Vortrags, den wir vor dem gesamten CSCCE Team hielten und moderierte den anschließenden Austausch. Eine Woche später, beim informelleren CSCCE Lunch & Learn Treffen, konnten wir die vorgestellten Themen weiterverfolgen und erhielten noch mehr hilfreiches Feedback sowie aufschlussreiche Reflexionen über Sorge in der Frühpädagogik.

Um nicht der Invisibilisierung von Sorge anzudienen, möchte ich auch berichten, dass mich mein Partner, meine 3-jährige Tochter und zwei Kängurus aus ihrer Kindergartengruppe auf dieser Reise begleitet haben. Die Zeit mit Marcys Enkelin Gayatri tröstete Violeta darüber hinweg, dass sie nicht bei ihren Freund*innen in ihrem geliebten Kinderhaus sein konnte. Amerika war etwas weniger langweilig, als sie mit Gayatri durch die hügeligen Flure des UC Berkeley Center for Labor Research and Education rannte und rollte.

Marcys Haus wurde zu einem Lieblingsort, an dem jeden Tag neues Spielmaterial auftauchte und neue Spiele erfunden werden konnten. Die gemeinsamen Ausflüge nach Muir Woods zu den Mammutbäumen, zum Meer nach Half Moon Bay und die Besichtigung von Alcatraz hinterließen tiefe Eindrücke.

Vielen Dank an das IZfB, für die finanzielle Unterstützung dieses Besuchs in Berkeley. Ich habe viel Inspiration und vor allem viel Herzenswärme mitnehmen können.

Ausführlicher Bericht