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Tumorforschung: Nicht beachtete Mutation könnte doch krebsfördernd sein

[08.03.2021] Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) beschreibt bei einem Fall von Nierenkrebs erstmals, dass eine bislang übersehene Mutation drastische Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf hat. Bisher war man davon ausgegangenen, dass sogenannte stumme Mutationen nicht krebsfördernd sein können. Ihre Ergebnisse sind bei iScience* publiziert worden.

Bei großen Erbgutstudien zur Suche nach krebstreibenden Mutationen werden die stummen Varianten häufig nicht berücksichtigt. Sie betreffen die menschliche DNA, ohne einen Aminosäure-Austausch und damit eine Proteinänderung zu bewirken. Doch Dr. Samuel Peña-Llopis und sein Team vom Westdeutschen Tumorzentrum am Universitätsklinikum Essen konnten in ihrer Studie mehrfach zeigen, dass stumme Mutationen nicht zwangsläufig ohne Folgen bleiben.

In der Tumorgen-Datenbank „The Cancer Genome Atlas“ stieß das Team auf den Fall einer Patientin mit klarzelligem Nierenkrebs. Im Tumor-Erbgut war ein Mutationsprofil beschrieben, das eine eher günstige Prognose und ein Überleben von 117 Monaten voraussagte. Und doch starb diese Patientin bereits 56 Monate nach der Krebsdiagnose. Bei näherer Untersuchung fanden die Forschenden eine stumme Mutation im Tumor-Suppressor BAP-1. „Der nahezu vollständige Ausfall von BAP-1 als Konsequenz dieser vermeintlich stummen Mutation führte zu höherer Aggressivität des Tumors und dadurch zu einer massiv verkürzten Überlebenszeit der Patientin“, sagt Peña-Llopis. Der Wissenschaftler empfiehlt, bei Tumorgenom-Analysen auch den vermeintlich stummen Mutationen Beachtung zu schenken. „Das gilt besonders in Fällen, bei denen wir auf Basis der individuellen Mutationen im Tumorgenom personalisierte Behandlungsansätze vorschlagen.“

Zum Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung
Dr. Samuel Peña-Llopis zählt zum Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) und arbeitet am DKTK-Partnerstandort Essen. Im DKTK verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg als Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen universitären Partnerstandorten in Deutschland. Das DKFZ ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen, wie Krebs entsteht, erfassen Risikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Betroffene erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Fachleute individuelle Antworten auf ihre Fragen zum Thema „Krebs“. Der KID ist telefonisch unter 0800/4304050 (täglich v. 8-20 Uhr) und per E-Mail (kid.med[at]dkfz.de) erreichbar.

* Zur Original-Publikation „A BAP1 synonymous mutation results in exon skipping, loss of function and worse patient prognosis“: http://doi.org/10.1016/j.isci.2021.102173

Pressekontakt

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Martin Rolshoven, Dipl.-Medienwirt, Wissenschaftsredakteur, Tel.: +49 (0)201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de

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