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Wirken Iptacopan und Pegcetacoplan bei der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie? – Neue Medikamente und therapeutische Strategien für die Behandlung der PNH

[29.04.2021] Bei der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (kurz PNH) handelt es sich um eine seltene Erkrankung der blutbildenden Stammzellen des Knochenmarkes. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein, aber charakteristisch für die Erkrankung ist ein Zerfall der roten Blutkörperchen, die sogenannte Hämolyse. Während der derzeitigen üblichen Therapie werden die Betroffenen entweder mit dem Anti-C5-Antikörper Eculizumab oder dem langwirksamen Ravulizumab behandelt, die sich gegen das angeborene Immunsystem richten. Ein Teil dieses Immunsystems bleibt jedoch trotzdem aktiv und die roten Blutkörperchen zerfallen trotz der Behandlung.

In einer aktuellen Studie, an dem auch ein Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Universitätsklinikums Essen beteiligt war, hat sich ein Forschungsteam nun die Wirksamkeit eines neuen Medikaments genauer angesehen. „Wir haben Iptacopan, ein Komplementfaktor B-Inhibitor, bei Patientinnen und Patienten mit aktiver Hämolyse getestet und auf die Sicherheit und Verträglichkeit geprüft,“ erklärt Prof. Dr. Alexander Röth Oberarzt in der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation Universitätsklinikum Essen und Leiter des Schwerpunkts nicht-maligne Hämatologie und Gerinnung. Die Probanden erhielten zusätzlich zur Standardtherapie Iptacopan oral als Medikament in einer Dosis von zweimal täglich 200 mg über einen Zeitraum von 13 Wochen. „Die Behandlung mit Iptacopan wurde gut vertragen und erstmals verbesserten sich alle Biomarker der Hämolyse“, zeigt sich Prof. Röth zufrieden mit den Ergebnissen dieser Phase-II-Studie.
Das französisch-italienisch-deutsche Forschungsteam empfiehlt auf der Grundlage der nun in The Lancet Hematology veröffentlichten Studiendaten das Medikament Iptacopan in Zulassungsstudien weiter zu testen. Aktuell sind auch zwei Phase-III-Studien mit Iptacopapn für vorbehandelte und naive Patienten mit PNH in der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation aktiviert worden.
In einer weiteren, kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlichten internationalen Phase-III-Studie, an der Prof. Dr. Alexander Röth ebenfalls als Studienleiter in Deutschland beteiligt war, wurde die Wirksamkeit eines neuen Medikaments gegen PNH getestet. Anstelle der Standardtherapie mit dem Eculizumab erhielten die Probanden über einen Zeitraum von 16 Wochen den Inhibitor des Komplementfaktors C3 Pegcetacoplan per Injektion subkutan. Auch hier zeigten sich große Therapieerfolge. „Im direkten Vergleich scheint Pegcetacoplan besser zu wirken“, erklärt Prof. Röth. „Insgesamt 35 der von uns untersuchten Patientinnen und Patienten, das entspricht 85%, benötigten nach der Behandlung mit Pegcetacoplan keine Bluttransfusionen mehr.“

Link zu den Originalveröffentlichungen:
Addition of iptacopan, an oral factor B inhibitor, to eculizumab in patients with paroxysmal nocturnal haemoglobinuria and active haemolysis: an open-label, single-arm, phase 2, proof-of-concept trial

Pegcetacoplan versus Eculizumab in Paroxysmal Nocturnal Hemoglobinuria

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