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Schlaganfall aus dem Nichts - Forschungskonzept und Behandlung des Embolischen Schlaganfalls unbestimmten Ursprungs (ESUS) auf dem Prüfstand

[10.06.2022] Bei etwa 20 % aller Schlaganfälle ist die genaue Ursache unklar. Was zunächst als „kryptogene Schlaganfälle“ kategorisiert wurde, wurde 2014 von einer internationalen Arbeitsgruppe als „embolischer Schlaganfall unbestimmten Ursprungs“ (ESUS) definiert. Das Konzept des ESUS basiert auf der Beobachtung, dass die meisten kryptogenen Schlaganfälle einen embolischen Ursprung haben. Die möglichen Quellen dieser Embolien sind vielfältig. Bei manchen Patient:innen bestehen zwei oder mehr potenzielle Schlaganfallursachen gleichzeitig, bei anderen findet sich trotz intensiver Diagnostik keine klare Ursache.

„Die Fortschritte in der Schlaganfallforschung machen es inzwischen möglich, die große Gruppe der ESUS-Patient:innen differenzierter zu betrachten“, so Prof. Dr. Hans Christoph Diener, emeritierter Professor für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Er schlägt gemeinsam mit US-amerikanischen und griechischen Kollegen eine Anpassung des aktuellen ESUS-Konzepts vor. Ihre Erkenntnisse präsentieren die Autoren im renommierten Journal „Nature Reviews Neurology“.
Sie plädieren beispielsweise dafür, dass Patient:innen mit einem persistierenden Foramen ovale (PFO) oder anderen klinischen und/oder anatomischen Hochrisikomerkmalen und dazu jünger als 60 Jahre sind, nicht mehr als ESUS-Fälle betrachtet werden sollten. Das internationale Neurologen-Team schlägt außerdem vor, bei einigen Patient:innen mit ESUS eine EKG-Überwachung durchzuführen, um ein bisher unerkanntes paroxysmalem Vorhofflimmern auszuschließen. Derzeit laufende Studien sollen dabei helfen zu klären, ob Patient:innen mit Vorhofkardiopathien, im Alter von über 75 Jahren und/oder mit Nierenfunktionsstörungen und ESUS von einer oralen Antikoagulation profitieren. Die Experten vermuten nämlich, dass Untergruppen der ESUS-Patient:innenkohorte von einer oralen Antikoagulationstherapie mit NOACs wie Dabigatran, Apixaban oder Rivaroxaban anstelle von Aspirin profitieren könnten, um erneute ischämischen Schlaganfälle zu vermeiden. Diese Ergebnisse für Untergruppen müssen jedoch vor ihrer klinischen Anwendung noch bestätigt werden.
„Die Ergebnisse dieser noch laufenden Studien könnte das Konzept des ESUS verändern, indem neue Untergruppen klar definiert werden können, für die die Behandlungskonzepte angepasst werden“, erklärt Prof. Dr. Hans Christoph Diener. „Solche Untergruppen könnten zum Beispiel Patient:innen mit atrialer Kardiopathie, suprakardialer Atherosklerose oder atrialen Hochfrequenz-Episoden sein.“

Link zur Originalpublikation
Review and update of the concept of embolic stroke of undetermined source

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