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Migräne: Was hilft am besten zur Behandlung akuter Migräneattacken?
[19.09.2024] Die Migräne ist die mit Abstand häufigste neurologische Erkrankung und betrifft 14,8 % der Frauen und 6 % der Männer in Deutschland. Bei einer Migräneattacke kommt es zu heftigen, meist halbseitigen Kopfschmerzen, die von Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsüberempfindlichkeit und einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet sein können. Es gibt eine Reihe von Medikamenten zur Behandlung: „Normale“ Schmerzmittel, spezielle Migränemedikamente wie die Triptane und neue Medikamente wie Lasmiditan und die sogenannten Gepante (Rimegepant, Ubrogepant). Welche wirken am besten? Dazu hat eine Arbeitsgruppe von Wissenschaftler:innen und Kliniker:innen der Universitäten in Oxford (UK), der Universität Kopenhagen (Dänemark), Harvard Medical School, Boston (USA) und der Universität Duisburg-Essen erstmalig eine große Vergleichsstudie durchgeführt und im British Medical Journal (BMJ) publiziert. Das Ergebnis: Die neuen Migränemedikamente wirken weniger gut als die etablierten Triptane. Die schwächste Wirkung hat Paracetamol.
In die Metaanalyse wurden die Ergebnisse von 137 randomisierten und kontrollierten Studien mit insgesamt 17 verschiedenen Medikamenten oder Placebo bei 89.445 Patient:innen mit akuter Migräneattacke einbezogen. „Wir haben erfasst, wieviele Betroffene zwei Stunden nach Einnahme des entsprechenden Medikaments vollständig schmerzfrei sind oder ob innerhalb von zwei Stunden eine Besserung der Kopfschmerzen eingetreten ist“, erklärt Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Abteilung für Neuroepidemiologie am Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Als Referenzsubstanz für die Metaanalyse diente das Migränemedikament Sumatriptan, das Triptan, das in Deutschland mit großem Abstand am häufigsten verschrieben wird.
Bei der Behandlung mit Eletriptan waren rund 37 % der Betroffenen nach zwei Stunden schmerzfrei, bei Rizatriptan 33 %, Zolmitriptan 29 % und Sumatriptan 28 %. Bei einer Behandlung mit Lasmiditan waren 21% der Betroffenen nach zwei Stunden schmerzfrei, bei Rimigepant waren es 18 %. Die neuen Medikamente wirken damit ähnlich gut wie Acetylsalicylsäure (23 %), Ibuprofen (22 %) oder Paracetamol (19 %) – aber nicht besser. Auch mit Blick auf eine Besserung der Kopfschmerzen nach zwei Stunden erwiesen sich die Triptane als besser wirksam als die neuen Medikamente und die „normalen“ Schmerzmittel. Die Nebenwirkungen ähneln sich bei allen Behandlungen, aber bei der Einnahme von Lasmiditan scheinen Benommenheit, Müdigkeit und Schwindel häufiger aufzutreten. „Bei den Nebenwirkungen muss allerdings berücksichtigt werden, dass Symptome wie Übelkeit, Müdigkeit oder Benommenheit auch Beschwerden im Rahmen der eigentlichen Migräneattacke sein können“, erklärt Prof. Diener. „Diese werden manchmal nur dann wahrgenommen, wenn die Kopfschmerzen sich durch die Behandlung verbessert haben.“
Was sind nun die praktischen Konsequenzen für die Behandlung von Migränepatient:innen? Die Daten einer repräsentativen bevölkerungsbezogenen Studie des Robert Koch Instituts aus dem Jahr 2020 fand heraus, dass nur 7,3 % der Betroffenen ihre Attacken mit den wirksamsten Medikamenten, nämlich einem der Triptane behandeln. Fast die Hälfte behandeln ihre Migräneattacken stattdessen mit Ibuprofen, 17 % mit Paracetamol und 10 % mit Acetylsalicylsäure. Gepante kommen in Deutschland bisher nicht zum Einsatz, weil sie für den deutschen Markt noch nicht verfügbar sind. „Die wichtigste Erkenntnis aus dieser Metaanalyse ist, dass in Deutschland deutlich mehr Patient:innen mit Migräne mit den sehr wirksamen und sicheren Triptanen behandelt werden sollten. Dies gilt insbesondere für diejenigen, bei denen Schmerzmittel und nicht-steroidalen Antirheumatika nicht oder nicht ausreichend wirksam sind“, so das Fazit der Autor:innen.
Link zur Originalveröffentlichung:
Comparative effects of drug interventions for the acute management of migraine episodes in adults: systematic review and network meta-analysis
Kontaktadresse für Rückfragen:
Prof. Dr. Hans Christoph Diener
Abteilung für Neuroepidemiologie
Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE)
Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen
Hufelandstraße 55
45147 Essen
hans.diener@uk-essen.de
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