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Blutstammzellen machen Hirntumoren aggressiver: Krebsstudie liefert Ansätze für neue Immuntherapien

[25.06.2021] Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben einen der aggressivsten Hirntumoren untersucht und dort erstmals Stammzellen des blutbildenden Systems entdeckt. Das Team des DKTK-Partnerstandorts Essen/Düsseldorf fand heraus, dass die Blutstammzellen in sog. Glioblastomen eine Teilung von Krebszellen fördern und die Immunabwehr gegen den Tumor unterdrücken. Ihre Entdeckung könnte helfen, dass wirksamere Immuntherapien gegen Hirntumoren entwickelt werden. Die Studie ist in Nature Communications publiziert. Das Vorhaben wurde von der Wilhelm Sander-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Ein Glioblastom ist ein Hirntumor mit einem zumeist tödlichen Verlauf. Selbst bestmöglichen Behandlungen kann sich ein Glioblastom widersetzen. Auch Immuntherapien, die bei anderen Krebsarten Erfolge erzielen, schlagen nicht an. Die Ursachen sind bis heute nicht eindeutig geklärt.

Das Team um Krebsforscher Dr. Igor Cima und Prof. Dr. Björn Scheffler, DKTK-Professor für Translationale Onkologie am Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) des Universitätsklinikums Essen (UK Essen), untersuchte Proben von Glioblastomen und von gesundem Gehirngewebe. Zu ihrer Überraschung entdeckten sie in allen Proben von bösartigen Tumoren Stammzellen und Vorläuferzellen des blutbildenden Systems. In gesunden Gewebeproben war dieser Zelltyp nicht nachweisbar. Noch erstaunlicher war die Beobachtung, dass diese Blutstammzellen das Immunsystem unterdrücken und das Tumorwachstum befeuern.

Die Wissenschaftler:innen untersuchten mehrere hundert Gewebeproben von Glioblastom-Patient:innen. Ergebnis: Je mehr Blutstammzellen ein Tumor enthielt, desto mehr immunsuppressive Botenstoffe wurden ausgeschüttet, desto mehr immunbremsende Marker bildeten die Krebszellen – und desto geringer war das Gesamtüberleben der Betroffenen.

Zudem verglich das Team in Kooperation mit Prof. Dr. Ulrich Sure, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am UK Essen, gesunde mit kranken Zellen. Durch die Sequenzierung der Genexpression von 660 individuellen Zellen aus vitalem Tumorgewebe konnten Profile erstellt und mit Zellen aus gesundem Knochenmark und Blut verglichen werden. Am Ende steht eine Analyse, die aufzeigt, wie tumorfördernde Zellpopulationen künftig unschädlich gemacht werden könnten.

Link zur Originalpublikation: http://www.nature.com/articles/s41467-021-23995-z
„Tumor-associated hematopoietic stem and progenitor cells positively linked to glioblastoma progression“

Zum Westdeutschen Tumorzentrum
Am Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) können Patient:innen neben einer bestmöglichen Diagnostik und Therapie zusätzlich davon profitieren, dass erfolgversprechende Ansätze aus der Laborforschung in innovativen klinischen Studien angewandt werden. Das WTZ Zentrum für Neuroonkologie vereint interdisziplinär mehr als 10 Kliniken und Institute der Universitätsmedizin Essen. Ansprechpartner sind Prof. Dr. Ulrich Sure (Direktor der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie), Prof. Dr. Martin Glas (Leiter der Abteilung Klinische Neuroonkologie der Klinik für Neurologie) und Prof. Dr. Björn Scheffler (Direktor der DKFZ-Abteilung für Translationale Neuroonkologie am WTZ).

Zum Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK)
Im DKTK verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg als Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen universitären Partnerstandorten in Deutschland. Das DKFZ ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiter:innen die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Die Wissenschaftler:innen erforschen, wie Krebs entsteht, erfassen Risikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Betroffene erfolgreicher behandelt werden können.

Zur Wilhelm Sander-Stiftung
Die Wilhelm Sander-Stiftung hat das Forschungsprojekt mit rund 191.000 Euro unterstützt.
Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt mehr als 250 Millionen Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz ausbezahlt. Damit ist diese Stiftung eine der bedeutendsten privaten Forschungsstiftungen im deutschsprachigen Raum. Sie ging aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 starb. Weitere Informationen, auch zur Beantragung von Fördergeldern, gibt es unter http://www.wilhelm-sander-stiftung.de.

Pressekontakt

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Martin Rolshoven, Dipl.-Medienwirt, Wissenschaftsredakteur, Tel.: +49 (0)201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de

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