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Möglicher Zusammenhang mit COVID-19-Infektionen: Veränderungen im Darmmikrobiom nachgewiesen

[18.11.2021] Personen mit einer akuten SARS-CoV-2 Infektion haben eine weniger vielfältige Darmflora. Das hat ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) festgestellt. Stattdessen häufen sich bei ihnen Bakterien, die mit verschiedenen entzündlichen Erkrankungen in Verbindung stehen – gleichzeitig gibt es weniger entzündungshemmende Bakterien. Die kürzlich in „Frontiers in Cellular and Infection Microbiology“ veröffentlichte Studie wurde von der Stiftung Universitätsmedizin Essen gefördert.

Insgesamt wurden für die Studie 212 Patient:innen untersucht, davon 117 mit einer SARS-CoV-2-Infektion und 95 negativ getestete Personen, die sich wegen anderer Beschwerden in der Universitätsmedizin Essen vorgestellt haben.
Das Team konnte mehrere Effekte beobachten. Das Darmmikrobiom von SARS-CoV-2 positiven Patient:innen unterschied sich deutlich von dem nicht mit diesem Virus infizierter Menschen. Die Bakterienvielfalt im Darm von COVID-19-Erkrankten war geringer: Es häuften sich Bakterien der Gattung Bacteroides und der Familie Enterobacteriaceae, während sich der Anteil von entzündungshemmenden Bifidobakterien verringerte.
Bei schweren COVID-19-Verläufen konnte das Forschungsteam eine überschießende Immunantwort mit erhöhten entzündungsfördernden Zytokinen und Veränderungen von Immunzellen im Blut nachweisen. Gleichzeitig waren bei diesen schweren Verläufen weniger Bakterien der Gattungen Faecalibacterium und Roseburia im Darmmikrobiom vorhanden. „Faecalibacterium und Roseburia produzieren Butyrat, eine kurzkettige Fettsäure mit entzündungshemmenden und das Immunsystem regulierenden Eigenschaften“, erklärt PD Dr. Jan Kehrmann, Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Mikrobiomforschung und Immunregulation am Institut für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Essen. Das Forschungsteam hält es für möglich, dass Stoffwechselprodukte der Bakterien des Darms, wie beispielsweise Butyrat, über das Blut die Immunantwort in der Lunge beeinflussen.
In der Literatur gibt es bereits bei anderen Erkrankungen Hinweise darauf, dass das Darmmikrobiom die Immunantworten in entfernten Organen wie der Lunge beeinflusst, man spricht hier von der sogenannten „gut-lung axis“ (etwa: Darm-Lungen-Achse).

Link zur Originalveröffentlichung:
A Pro-Inflammatory Gut Microbiome Characterizes SARS-CoV-2 Infected Patients and a Reduction in the Connectivity of an Anti-Inflammatory Bacterial Network Associates With Severe COVID-19

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Martin Rolshoven, Dipl.-Medienwirt, Wissenschaftsredakteur, Tel.: +49 (0)201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de

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