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Mikrobiom: Beeinflusst das Sexualverhalten die Artenvielfalt im Darm?

[22.02.2024] Die Vielfalt der Bakterienarten im Darm variiert bei Menschen sehr stark. Eine Bakteriengruppe, an der sich diese Unterschiede besonders deutlich zeigen, sind die Segatellen, die wiederum zur übergeordneten Familie der Prevotellaceae gehören. Sie sind Bestandteil des ursprünglichen menschlichen Darm-Mikrobioms nicht-industrialisierter Gesellschaften. Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) und des Universitätsklinikums Essen haben zusammen mit einem Forschungsteam des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) das Vorkommen von Segatella-Bakterien bei Männern untersucht und einen Zusammenhang zwischen Sexualverhalten und der Artenvielfalt im Darm entdeckt.

Zum Nachweis des Vorkommens von Segatella-Bakterien bei Männern nutzte das Forschungsteam sowohl Mikrobiom-Daten als auch per Fragebogen erfasste Informationen der Studienteilnehmern. Besonders häufig waren Segatellen (früher Prevotellen) im Mikrobiom von Männern vertreten, die gleichgeschlechtlichen Sex hatten, und ihr Vorkommen war auch mit dem Sexualverhalten assoziiert. „Rund 70 Prozent der Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex praktizierten, hatten Spezies mehrerer Segatella-Gruppen im Darmmikrobiom, während dies nur bei etwa zehn Prozent der westlichen Gesamtbevölkerung vorkommt. Damit wiesen diese Männer ein Mikrobiom auf, das dem von Menschen in nicht-industrialisierten Regionen sehr ähnlich ist und deutlich vom durchschnittlichen Mikrobiom industrialisierter Gesellschaften abweicht“, sagt PD Dr. Jan Kehrmann, Leiter der AG Klinische Mikrobiomforschung und Immunregulation in Essen. Die Ergebnisse wurden jetzt in Cell Reports Medicine publiziert.
Die Auswertung der Angaben zum Sexualverhalten ergab, dass eine höhere Segatella-Vielfalt vor allem von häufigem Partnerwechsel begünstigt wurde. Einen geringeren Einfluss hatten ungeschützter Analverkehr sowie Oralverkehr. „Im nächsten Schritt planen wir weitere Studien über die abhängig vom Sexualverhalten auftretenden Veränderungen im Mikrobiom, die alle Geschlechter einbeziehen“, sagt Prof. Dr. Till Strowig, der am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig die Abteilung „Mikrobielle Immunregulation“ leitet.
Bei vielen Krankheiten wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen weist das Mikrobiom eine reduzierte Artenvielfalt auf, weshalb ein vielfältigeres Mikrobiom als positiv für die Gesundheit gesehen wird. „Den Zusammenhang zwischen mikrobieller Vielfalt im Darm und positivem Effekt auf die Gesundheit haben wir noch nicht mit all seinen Mechanismen verstanden“, sagt Strowig. „Unsere bisherigen Studienergebnisse zeigen aber, dass es für darmassoziierte Segatellen verschiedene Übertragungswege gibt, die die Vielfalt der mikrobiellen Welt beeinflussen.“

Link zur Originalveröffentlichung:
Establishment of a non-Westernized gut microbiota in men who have sex with men is associated with sexual practices - PubMed (nih.gov)

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