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Tatortreinigung: Komplize Schwamm

[04.02.2019] DNA ist stabil – nicht umsonst bewahrt die Natur darin die Erbinformationen auf. Diese Stabilität ist nicht nur evolutionär wünschenswert, sondern auch die Grundlage jeder forensisch-genetischen Tatortanalyse: Vorhandene Spuren sollen möglichst Täter oder Opfer zugeordnet werden. Dennoch kann diese „Persistenz“ auch problematisch sein, wenn man tatrelevante Spuren nicht von Kontaminationen unterscheiden kann. Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben jetzt untersucht, wie gut sich DNA trotz Reinigungsversuchen auf Oberflächen hält und wie sehr sie beim Wischen verschleppt werden kann.

Dazu haben die Rechtsmedizinerinnen des Essener Universitätsklinikums 218-mal glatte Tischoberflächen und raue Stuhlpolster mit Hautzellen, Blut oder Speichel versehen und anschließend mit Wasser oder Seifenwasser abgewischt. Sie sahen, dass vor allem die Spuren von Körperflüssigkeiten – 100% der Blutproben und 75% der Speichelproben – auch nach dem Reinigungsprozess auf den Oberflächen nachweisbar waren. Und nicht nur das: Aus ihnen ließen sich sogar vollständige DNA-Profile isolieren, die eine eindeutige Zuordnung zum Spurenleger ermöglichten. Aber auch in Schwämmen und Reinigungstüchern sind Blut und Speichel hartnäckig und können leicht bei der Reinigung an andere Stellen übertragen werden. In vorangegangenen Studien konnten die Forscher bereits zeigen, dass weder durch Hand- noch durch Maschinenwäsche DNA vollständig aus Textilien entfernt werden kann.


Dr. Janine Helmus und Prof. Dr. Micaela Poetsch, Institut für Rechtsmedizin

Ihre Ergebnisse konnten die Wissenschaftlerinnen in einem zweiten Versuchsaufbau bestätigen, bei dem sie 384 Proben mit intensiveren Maßnahmen und unterschiedlich aggressiven Reinigungsmitteln zu Leibe rückten.
„Wir konnten zeigen, dass schon geringe Mengen von 5 ?l Körperflüssigkeit – das entspricht einem etwa stecknadelkopfgroßen Tropfen – auch nach Reinigung zu vollständigen DNA-Profilen führen können“, so Dr. Janine Helmus, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums. „Sowohl die Spurenmenge als auch die Beschaffenheit der Oberfläche nehmen wesentlichen Einfluss darauf, wie gut die DNA nach Reinigungsvorgängen nachweisbar bleibt“, so Prof. Dr. Micaela Poetsch, Leiterin der Forensischen Genetik. „Mit Ausnahme von chlorhaltigen Reinigungsmitteln, deren DNA-zerstörende Wirkung schon lange bekannt ist, macht der verwendete Reiniger jedoch nur wenig Unterschied.“

Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, das Spurenbild vom Tatort sorgfältig zu analysieren und sowohl scheinbar gereinigte Bereiche und als auch benutzte Reinigungstextilien- und schwämme in eine Tatortanalyse einzubeziehen. Denn auch für das bloße Auge saubere Bereiche können zu einem vollständigen DNA-Profil von Tätern und Opfern führen.

Weitere Informationen:
Unintentional effects of cleaning a crime scene-when the sponge becomes an accomplice in DNA transfer.

Pressekontakt

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Martin Rolshoven, Dipl.-Medienwirt, Wissenschaftsredakteur, Tel.: +49 (0)201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de

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