GeiWi/Hist. Inst.

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  • Doktorand/in, Geschichte

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Projektskizze Zukunftsgestaltung durch Schulreformen. Gesamtschulen und das Fach Gesellschaftslehre als Formen des social engineering

In den 1970er Jahren wurden in Nordrhein-Westfalen Gesamtschulen gegründet und das Fach Gesellschaftslehre als Integrationsfach aus Geschichte, Erdkunde und Sozialkunde konzipiert. Beide Institutionen prägen die Schullandschaft bis heute. Doch deren Entstehungsprozesse sind bislang noch nicht von der geschichtswissenschaftlichen Forschung in den Blick genommen worden. Das Dissertationsprojekt fragt deshalb aus geschichtsdidaktischer und zeitgeschichtlicher Perspektive nach dieser Entstehungsphase seit den ausgehenden 1960er Jahren. Das Projekt versteht diesen Prozess als aktive Gestaltung einer neuen zukünftigen Gesellschaft durch die Schulreform. Mithilfe der neuen Schulform Gesamtschule und des im Zuge dieser Entwicklung entstandenen Verbundfaches Gesellschaftslehre sollte der Weg in diese zukünftige Gesellschaft geebnet werden. Im Fokus der Untersuchung steht das Land Nordrhein-Westfalen, das im Rahmen eines Schulversuchs (1969 bis 1980) Gesamtschulen einführte. Eingebettet ist dieser Gesamtschulversuch in den kontingenten Zeitraum der 1970er Jahre, in dessen Rahmen die Zukunftsfähigkeit sowohl des traditionellen dreigliedrigen Schulsystems als auch die des eigenständigen Faches Geschichte in Zweifel gezogen wurde. Beides galt in den bestehenden Formen als wenig geeignet für die Ausbildung und Qualifikation einer zukünftigen Generation. Insbesondere die Aufgabe, Schülerinnen und Schüler zu demokratischen und politisch aufgeklärten Individuen zu erziehen, konnte angeblich durch das bestehende Schulsystem nicht mehr ausreichend gewährleistet werden. Die vor diesem Hintergrund als bildungs- und gesellschaftspolitische Herausforderung wahrgenommene Krisensituation galt es, mithilfe der Gesamtschule und des Unterrichtsfaches Gesellschaftslehre als deren zukunftsweisenden Symbol zu bewältigen.

Für den Forschungskontext des Graduiertenkollegs ist der Forschungsgegenstand insofern relevant, als die reformerischen Praktiken als Zukunftshandeln und somit als Bewältigungsstrategie einer sich sukzessiv entwickelnden Kontingenz des Schulsystems sowie dessen Fächerkanons zu verstehen sind. Folgende Aspekte sind dabei von besonderem Forschungsinteresse: Die Aktionen und Reaktionen von Beteiligten der Gesamtschulversuche in Nordrhein-Westfalen, die Aushandlungspraktiken und damit verbundene Diskurse sowie die dadurch bedingte Entstehung und Gestaltung von neuen Kontingenzen. In diesem Zusammenhang ist es spannend, die unterschiedlichen Perspektiven der Akteurinnen und Akteure auf die aktive Planung und Gestaltung einer zukünftigen Gesellschaft miteinander zu verknüpfen. Als übergeordneter Zugang dient das Konzept social engineering. Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass die Gesamtschule und das Fach Gesellschaftslehre das Verhalten von individuellen Schülerinnen und Schülern gestalten sollten. Mit dieser Schulreform wurde eine Reform der gesamten Gesellschaft angestrebt, die gemäß den in den 1970er Jahren länderübergreifend vorherrschenden Vorstellungen von Demokratisierung, politischer Partizipation und Emanzipation eine Gesellschaftsveränderung bewirken sollte.

Forschungsschwerpunkte

Historische Bildungsforschung

Entstehungsgeschichte von pädagogischen Institutionen und Professionen

Geschichte des (Fach-)unterrichts

 

Aktuelle Veröffentlichungen

Sammelbandbeiträge

Kier, Dana Maria: Rationale Zukunftsorientierung oder euphorische Illusion? Die Entstehung des Faches Gesellschaftslehre in Nordrhein-Westfalen von 1969 bis 1976, in: Fenn, Monika/Wienecke, Maik/Witt, Dirk (Hrsg.): Die Professionalisierung von Lehrkräften für das Unterrichten integrativer gesellschaftswissenschaftlicher Fächerverbünde, Frankfurt am Main 2023.

Rezensionen

Kier, Dana Maria: Rezension zu: Kraus, Alexander/Reh, Sabine (Hrsg.): Stadt macht Schule. Schulentwicklung im „Soziallabor“ der Bundesrepublik, 1945-1980, Göttingen 2020, online abrufbar auf H-Soz-Kult, URL: https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-49713.

Kier, Dana Maria: Rezension zu Holert, Tom (Hrsg.): Bildungsschock. Lernen, Politik und Architektur in den 1960er und 1970er Jahren, Berlin/Boston 2020, in EWR 21 (2022), online abrufbar auf der Webseite des Verlags Julius Klinkhardt KG, URL: https://www.klinkhardt.de/ewr/978311070126.html.

Blogbeitrag

Kier, Dana Maria: Kontingenzbewältigung durch Schulreformen? Die Corona-Krise als Herausforderungen für das Bildungssystem, Blogbeitrag auf Hypotheses. Blogportal für die Geistes- und Sozialwissenschaft (2021), URL: https://grk1919.hypotheses.org/1006.

Interview

Meyer, Leonie/Nimmrich, Jasmin: Krisen als Reformtreiber des Schulsystems, Interview mit Marianne Demmer und Dana Maria Kier (2022), online abrufbar auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB), URL: https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/345986/krisen-als-reformtreiber-des-schulsystems/.

 

Vorträge

Zukunftsgestaltung durch Schulreformen. Gesamtschulen und das Fach Gesellschaftslehre als Formen des social engineering (Kolloquium der Abteilung für die Didaktik der Geschichte, Universität Duisburg-Essen, 19.11.2019).

Zukunftsgestaltung durch Schulreformen. Gesamtschulen und das Fach Gesellschaftslehre als Formen des social engineering (Spring School der Dritten Kohorte des Graduiertenkollegs, Universität Duisburg-Essen, 09.-11.03.2021).

Zukunftsgestaltung durch Schulreformen. Gesamtschulen und das Fach Gesellschaftslehre als Formen des social engineering (14. Forum junger Bildungshistoriker:innen, Universität Kassel, 12.-13.09.2021).

Zukunftsgestaltung durch Schulreformen. Gesamtschulen und das Fach Gesellschaftslehre als Formen des social engineering (Kolloquium der Abteilung für die Didaktik der Geschichte, Universität Duisburg-Essen, 23.11.2021).

Gesellschaftsformung durch schulische Experimente? Die Gesamtschulversuche und das Fach Gesellschaftslehre in Nordrhein-Westfalen als Formen des social engineering (Workshop „Laboratorien einer künftigen Gesellschaft: Schulen als umkämpfte Räume im 20. Jahrhundert“, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 24.-25.03.2022).

Schulreformen als Instrument der Modernisierung und Demokratisierung. Zur Rolle des Faches Gesellschaftslehre während der Gesamtschulversuche in Nordrhein-Westfalen (1969-1980). (Abschlussworkshop der Dritten Kohorte des Graduiertenkollegs 1919, KWI Essen, 19.-21.09.2022)

Bildungspolitiker:innen als „aktive“ Generation? Demokratisierung durch Schulreformen in den 1970er-Jahren (Workshop „Intergenerationalität als politisches Ordnungsschema in der "alten" Bundesrepublik“, Bayerische Akademie der Wissenschaften München, 10.-11.11.2022).

Modernisierung und Demokratisierung durch Schulreformen. Das Fach Gesellschaftslehre in Nordrhein-Westfalen (1969-1980) (II. Doktorand:innenkolloquium der Universitäten Potsdam und Duisburg-Essen, Magdeburg, 17.-18.07.2023).

Posterpräsentationen

Zukunftsgestaltung durch Schulreformen. Gesamtschulen und das Fach Gesellschaftslehre in Nordrhein-Westfalen (1969-1980) (Posterpräsentation auf der Zweijahrestagung der Konferenz für Geschichtsdidaktik, Ludwig-Maximilians-Universität München, 07.-09.09.2022).

 

Wissenschaftlicher Werdegang

Seit 04/2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung der Didaktik der Geschichte am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen

2019 - 2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg 1919: "Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln" am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen

2019 Master of Education (Titel der Abschlussarbeit: Die Auseinandersetzung um die Entstehung des Faches Gesellschaftslehre in Nordrhein-Westfalen)

2016 - 2019  Masterstudium für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen an der Universität Duisburg-Essen, Studienfächer: Geschichte, Deutsch und Bildungswissenschaften

2018 - 2019: Wissenschaftliche Hilfskraft in der Abteilung der Didaktik der Geschichte am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen

2012 - 2016 Bachelorstudium für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen an der Universität Duisburg-Essen, Studienfächer: Geschichte, Deutsch und Bildungswissenschaften

2012: Abitur am Gymnasium Remigianum in Borken

Betreuende Forscher

1. Betreuer: Prof. Dr. Markus Bernhardt

2. BetreuerIn:Prof. Dr. Christoph Marx