Anna Maria Schmidt

Projektskizze Von den Chancen und Risiken des Erbsenzählens. Gentechnologie als Fall menschen-gemachter Kontingenz

Vor genau 150 Jahren veröffentlichte der Ordenspriester und Naturforscher Gregor Mendel seine Beobachtungen über die von ihm gemachten Versuche mit Pflanzen-Hybriden, die heutzutage als Anfang der Genforschung bezeichnet werden. Seitdem hat die Genforschung weitreichende Fortschritte gemacht, sodass Gentechnik nicht nur in Zusammenhang mit Pflanzen und landwirtschaftlicher Produktion vorstellbar ist, sondern auch humangenetische Anwendungen in den Bereich des Möglichen gerückt sind.

Wie bei vielen wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen, schwankt auch die Diskussion um Gentechnik zwischen der Hoffnung auf neue positive Effekte für die Menschheit und der Angst vor deren unberechenbaren Folgen. Den zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die von der Unbedenklichkeit gentechnisch veränderter Materialien in Landwirtschaft oder Medizin ausgehen, steht eine Vielzahl an kritischen Stimmen gegenüber, die auf vorstellbare Risiken verweisen und deren Argumente häufig nicht rational, sondern emotional motiviert scheinen sowie ethische Fragen in den Mittelpunkt rücken. Der Rückzug auf eine göttliche, ethische bzw. natürliche Ordnung an dieser Stelle, entlarvt die Meistererzählung des rationalen Fortschritts der Moderne.

Die Eindämmung der Macht der Natur und des Schicksals ist ein Grundgedanke der abendländischen Zivilisation. Technische Innovationen haben dabei, wie gerade gezeigt, oftmals die Funktion exogene Kontingenzen zu bewältigen; sie generieren jedoch ihrerseits immer auch neue Handlungsspielräume und Möglichkeiten. Das Projekt möchte daher ein Feld menschengemachter Kontingenz exemplarisch beleuchten und dabei die offensichtlich gegenläufigen Tendenzen einer zusammenhängenden Debatte untersuchen, um so die unterschiedlichen Entwicklungen von Zukunfts- und Fortschrittsvorstellungen zu perspektiveren.

Curriculum Vitae Lebenslauf

  • Sept. 2018 – Okt. 2019: Mutterschutz und Elternzeit
  • Seit Nov. 2016: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen
  • Okt. 2014 – Mai 2017: Studium an der WWU Münster: Master of Arts Geschichte
  • April 2014 – Sept. 2016: Studium an der WWU Münster: Master of Education: Spanische Philologie und Geschichte (Abschlussarbeit: Bewusste Ernährung als kultureller Motor sozialstruktureller Veränderung? Eine historische Untersuchung am Beispiel der Stadt Münster seit den 1970er Jahren)
  • Aug. 2012 – Juni 2013: Studienaufenthalt an der Universidade da Coruña (A Coruña, Spanien) im Rahmen des Erasmus-Programms
  • Okt. 2011 – März 2014: Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster: Zwei-Fach-Bachelor: Spanische Philologie und Geschichte (Abschlussarbeit: Wahl und Herrscherdarstellung. Eine Untersuchung anhand ausgewählter Königswahlberichte des 12. Jahrhunderts)
  • April 2010 – Sept. 2010: Studium an der Universität Paderborn: Geschichte und Spanisch
  • 2009: Abitur am Friedrich-Harkort-Gymnasium in Herdecke

Studentische/Wissenschaftliche Hilfstätigkeiten

  • Feb. – Juli 2016: Studentische Hilfskraft bei Dr. Dr. Massimiliano Livi
  • Aug. 2015 – Okt. 2016: Studentische Hilfskraft im SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“: Teilprojekt B04 „Wahrheitsentscheidungen und Zwang zur Positionierung: Die kommunikative Herstellung von Entscheidungsbedarf in der frühen Reformation“ unter der Leitung von Jun.-Prof. PD Dr. Matthias Pohlig
  • Sept. 2013 – Okt. 2016: Studentische Hilfskraft am Zentrum für Informationsverarbeitung der WWU Münster

 

Veröffentlichungen

  • (zusammen mit Jan-Hendryk de Boer und Helen Wagner): Archivieren Einführung, in: Praxisformen. Zur kulturellen Logik von Zukunftshandeln, hg. v. Jan-Hendryk de Boer, Frankfurt/New York 2019, S. 87-93.
  • „Der Staub von Archiven kann ein Pulverfass sein!“ Das Gen-Archiv, in: Praxisformen. Zur kulturellen Logik von Zukunftshandeln, hg. v. Jan-Hendryk de Boer, Frankfurt/New York 2019, S. 106-117.
  • (zusammen mit Kyra Palberg): Szenarien erstellen Einführung, in: Praxisformen. Zur kulturellen Logik von Zukunftshandeln, hg. v. Jan-Hendryk de Boer, Frankfurt/New York 2019, S.539-546.
  • „Ich glaube, wir werden unser gentechnologisches Tschernobyl erleben“. Das Katastrophenpotenial der Gentechnik, in: Praxisformen. Zur kulturellen Logik von Zukunftshandeln, hg. v. Jan-Hendryk de Boer, Frankfurt/New York 2019, S. 556-564.

Vorträge

  • Die Rolle der Wissenschaftler*innen in der bundesdeutschen Gentechnologie-Debatte in den 1980er Jahren (Workshop „Scientific Political Activism. Wissenschaftsgeschichte als politische Geschichte“, 02.05-03.05.2019, Zentrum für Geschichte des Wissens Zürich)

  • Wissen in technikkritischen Bewegungen. Das Essener Gen-Archiv und seine Rolle bei der Wissensproduktion der „Anti-Gentechnik-Bewegung“ (Jahrestagung der Gesellschaft für die Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik „Wissen und Umwelt“, 12.09.2018-14.09.2018, Ruhr-Universität-Bochum)

  • Astronauten mit Greifschwanz. Die vergangenen Zukünfte der Gentechnik (Kolloquium für Neuere und Neueste Geschichte/Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 20.11.2017, Universität Duisburg-Essen)

Betreuende Forscher

1. Betreuer: Prof. Dr. Frank Becker

2. Betreuer: Prof. Dr. Markus Bernhardt