Dissertationen der KollegiatInnen des GRK 1919

Dissertation Helen Wagner Vergangenheit als Zukunft? Geschichtskultur und Strukturwandel im Ruhrgebiet

Verlag Vandenhoek & Ruprecht / Böhlau
ISBN/EAN: 978-3-412-52594-1
Sprache: Deutsch
Umfang: 592 Seiten, 34 meist farb. Abb.
Einband: Gebunden
Erscheint 09/2022
Reihe: Beiträge zur Geschichtskultur - Band 45
 
Vergangenheit als Zukunft?
Als ehemals größte Industrieregion Europas ist das Ruhrgebiet seit der Kohlekrise Ende der 1950er Jahre und der Stahlkrise Ende der 1970er Jahre einem tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Wandel unterworfen. Der Strukturwandel ließ nicht nur die soziale und wirtschaftliche Zukunft des Ruhrgebiets ungewiss werden, sondern stellte die Region als solche in Frage, da sie sich nicht durch naturräumliche, politische oder administrative Grenzen definierte, sondern über die wirtschaftliche Prägung durch Kohle und Stahl. Die Studie untersucht, inwiefern geschichtskulturelle Maßnahmen, die mit der wertschätzenden Erhaltung montanindustrieller Produktionsstandorte als Zeugnisse der Industriekultur begannen und im Kulturhauptstadtjahr 2010 gipfelten, als Reaktion auf die unsicher gewordene Zukunft der Region zu verstehen sind. Sie legt damit ein Konzept zur Analyse von Geschichtskultur als sozialem Feld vor, das neben der geschichtskulturellen Entwicklung des Ruhrgebiets im Speziellen auch Fragen zur Historisierung des Geschichtsbooms seit den 1970er Jahren im Allgemeinen adressiert.
 
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Ankündigung Dissertation Caludia Berger Die „Zwischenzeit“ der Kapkolonie 1902–1910. Taktisches Handeln und politische Imaginationen im Transformationszeitraum

Verlag De Gruyter Oldenbourg
ISBN/EAN: 9783110777260
Sprache: Deutsch
Umfang: 520 Seiten, 23 farb. Abbildungen
Einband: Gebunden
Erscheint 12/2022
Reihe: Studien zur internationalen Geschichte
 
Wie lässt sich Widerstand historiographisch beobachten? Die vorliegende Arbeit wählt eine praxistheoretische Perspektive und einen interdisziplinären Ansatz, um die Dynamiken von Herrschaftspraxis und Widerstand am Beispiel des politischen Transformationszeitraums von 1902–1910 in der Kapkolonie aufzuzeigen.

Die Autorin zeigt, wie radikalisierende administrative Ausgrenzungs- und Entrechtungsstrategien auf taktisches Handeln rassistisch marginalisierter Menschen trafen. Die Aktivist*innen werden in einem breiten Spektrum politischer Vorstellungen, Handlungsweisen und Taktiken verortet; ihr Kampf galt nicht nur den konkreten Praktiken der Ausgrenzung und Entrechtung, sondern auch den Bedeutungskategorien, die diese ermöglichten. Über Praktiken der Repräsentation und Mobilisierung wurde ein vielstimmiger Widerstand gegen das kolonialstaatliche System Weißer Vorherrschaft organisiert.

Die Relevanz der Arbeit liegt nicht nur in der sehr eindringlichen Quellenarbeit zu einer bislang wenig beachteten, aber folgenreichen Epoche der südafrikanischen Geschichte, sondern auch in der methodischen Konzeptionierung, die von soziologischen, literatur- und medienwissenschaftlichen Zugängen bereichert wird.

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Ankündigung Dissertation Jasmin Hettinger Hochwasservorsorge im Römischen Reich. Praktiken und Paradigmen

Verlag Franz Steiner
ISBN/EAN: 9783515132664
Sprache: Deutsch
Umfang: 493 Seiten, 21 s/w Abb., 1 s/w Tab., 9 s/w Karten
Einband: Kartoniert, 17,0 x 24,0 cm
Erscheint 5/2022
Reihe: Geographica Historica 44
 
Gab es in der Antike ein aktives Handeln gegenüber Naturrisiken? Jasmin Hettinger widmet sich den Vorsorgepraktiken, die sich im Laufe der Zeit in unterschiedlichen Regionen des Römischen Reichs herausbildeten, um sich vor Flusshochwasser zu schützen. Dazu untersucht sie anhand von literarischen, epigraphischen, archäologischen und geowissenschaftlichen Quellen, wie unter römischer Herrschaft Flüsse verwaltet, genutzt und wasserbaulich verändert wurden. Die gängigsten Praktiken – von Rechtsnormen über die Ausweisung von Überschwemmungsflächen bis hin zur künstlichen Flussregulierung – entsprachen den heutigen Methoden der Hochwasservorsorge. Auch das Wissen über natürliche Flutursachen war durchaus differenziert. Die eigentlichen Unterschiede zwischen dem römischen und dem heutigen Umgang mit Flusshochwasser sind im kulturellen Bereich zu verorten. Flüsse waren zugleich göttliche Wesen, zu denen ein reziprokes Verhältnis gepflegt wurde: Jeder Wasserbau musste entsühnt werden. Außerdem wurden Flüsse und ihre Ufer auf vielfältige Weise genutzt, sodass die naturnahen Flüsse, die beständig ihren Lauf veränderten, den Menschen ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Bereitschaft zur Vorsorge abverlangten.
 
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Dissertation Aljoscha Tilmanns Development for Liberation. M.G. Buthelezi's and Inkatha's initiatives towards a different South Africa, 1975-1994

ISBN/EAN: 9783861107545
Sprache: Englisch
Umfang: 500
Einband: gebundenes Buch
Erschienen am 20.08.2020
 
South Africa during the 1980s: The seemingly unshakable apartheid system showed serious cracks, a civil war broke out in KwaZulu and Natal between Inkatha and ANC supporters. Inkatha, with Mangosuthu Gatsha Buthelezi as its leader, successfully marketed itself as a moderate movement which sought to change South Africa under the slogan of development. This book traces Inkatha’s work as a homeland government and as a potential ally for liberals and business representatives.
 
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Dissertation Franziska Klein Die Domus Conversorum und die Konvertiten des Königs. Fürsorge, Vorsorge und jüdische Konversion im mittelalterlichen England

Franziska Klein

Reihe: Europa im Mittelalter, 37

Verlag De Gruyter, ISBN 978-3-11-068714-9

Jahr: 2021

Im Jahre 1232 gründete der englische König Heinrich III. die Domus Conversorum, das Haus der Konvertiten, vor den Mauern Londons. Diese in vielerlei Hinsicht einzigartige Institution verband die Fürsorge für zum Christentum konvertierte Juden mit der Gestaltung ihrer christlichen Zukunft. Doch auch jenseits der Domus finden sich im England des 13. Jahrhunderts zahlreiche Zeugnisse einer umfassenden königlichen Konvertitenpolitik. So wurden konvertierte Juden nicht nur im Londoner Haus untergebracht, versorgt und unterrichtet, sondern zugleich auf Klöster und Hospitäler im ganzen Land verteilt oder direkt im Dienste der Krone beschäftigt. Diese Studie fragt nach den Umständen und Herausforderungen des englischen Umgangs mit Konversionen und analysiert diese vor dem Hintergrund ihres präventiven Potentials. Dafür nimmt sie sowohl Grenzüberschreitungen und Grenzziehungen im Kontext jüdischer Konversion als auch die Judenpolitik Heinrichs III. und Eduards I. in den Blick und zeigt auf, wie Fürsorgehandeln und Kontingenzbewältigung ineinandergriffen. Damit verbindet sie auf innovative Weise die Forschungsstränge der jüdischen Geschichte und der Geschichte christlicher Fürsorge durch die Perspektive des Zukunftshandelns.

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Dissertation Arno Barth »Störfaktoren entfernen«? Minderheitenpolitik als Risikoabwägung im Langen Ersten Weltkrieg

Arno Barth

Verlag CAMPUS, ISBN 9783593512839

Jahr: 2021

Wie ging man in der Zeit des Ersten Weltkriegs mit nationalen Minderheiten um? Arno Barth bricht in seiner Studie mit der gängigen Vorstellung, die das »gute« Minderheitenschutzsystem der Versailler Friedensordnung und des Völkerbundes der »schlechten« Gewaltpolitik ethnischer Säuberungen gegenüberstellt, deren alleinige Verantwortung man Diktaturen und lokalen Akteuren vorgeblich rückständiger Regionen zuweist. In seiner Studie zeichnet er den Weg zur Lausanner Konvention von 1923 nach, durch die auf Initiative des Völkerbundes und mit aktiver Zustimmung der Westmächte ein zwangsweiser Bevölkerungsaustausch – zwischen Griechenland und der Türkei – beschlossen wurde.

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Dissertation Anna Michaelis »Die Zukunft der Juden« Strategien zur Absicherung jüdischer Existenz in Deutschland (1890-1917)

Anna Michaelis

Verlag CAMPUS, ISBN 9783593511269

Jahr: 2019

Die Geschichte des deutschen Judentums um 1900 wird häufig als die einer Dualität zwischen Tradition und Moderne erzählt. Betrachtet man jedoch die jüdische Gemeinschaft nicht nur in ihrer zeitgenössischen Verfasstheit, sondern auch in ihren vergangenen Zukunftsperspektiven, so wird das Bild komplexer: Um sich angesichts sinkender Geburtenraten, der jüdischen Einwanderung aus Osteuropa und des erstarkenden Antisemitismus abzusichern, nutzten liberale Jüdinnen und Juden neuartige Instrumentarien. Anna Michaelis zeichnet entlang von Demografie, Medizin und Wohltätigkeitsorganisationen nach, wie das jüdische Bürgertum die Zukunft seiner Gemeinschaft konstruierte und bearbeitete.

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Rezensionen:

Johann Nicolai: Rezension zu: : "Die Zukunft der Juden". Strategien zur Absicherung jüdischer Existenz in Deutschland (1890–1917). Frankfurt am Main 2019. ISBN 978-3-593-51126-9 , In: H-Soz-Kult, 10.06.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-94882>.

Dissertation Sabrina Schmitz-Zerres Die Zukunft erzählen. Inhalte und Entstehungsprozesse von Zukunftsnarrationen in Geschichtsbüchern von 1950 bis 1995

Sabrina Schmitz-Zerres

Beihefte zur Zeitschrift für Geschichtsdidaktik, Band 018

V&R Unipress, ISBN: 978-3-8471-0988-4

Jahr: 2019

Es mag zunächst überraschen, dass die Zukunft Bestandteil fast aller Geschichtsbücher für die Klasse 10 ist, die zwischen 1950 und 1995 in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR erschienen sind. Hierbei handelt es sich um thematisch wie narrativ auffällige Elemente der Darstellungstexte. Doch wie konnten die Zukunftsnarrationen Eingang in das Geschichtsbuch finden? Auf breiter Quellenbasis untersucht die Autorin die verschiedenen Elemente und Akteure des Produktionsprozesses von Schulbüchern: Das Verfassen der Darstellungstexte durch die Schulbuchautoren sowie die Korrekturen seitens der Herausgeber und Verlagsredakteure schließt die Analyse ebenso ein wie die Gutachten und Zulassungsverfahren in den westdeutschen Kultusministerien und dem Ministerium für Volksbildung der DDR.

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08.10.2019 Ausgezeichnet – Arsen-Djurović-Preis 2019 für Dr. Sabrina Schmitz-Zerres und Dr. Evita Wiecki

Rezensionen:

Wolfgang Jacobmeyer: Rezension von: Sabrina Schmitz-Zerres: Die Zukunft erzählen. Inhalte und Entstehungsprozesse von Zukunftsnarrationen in Geschichtsbüchern von 1950 bis 1995, Göttingen 2019, in: sehepunkte 21 (2021), Nr. 4 [15.04.2021], URL: http://www.sehepunkte.de/2021/04/33364.html

Marcus Otto: Rezension von: Schmitz-Zerres, Sabrina: Die Zukunft erzählen. Inhalte und Entstehungsprozesse von Zukunftsnarrationen in Geschichtsbüchern von 1950 bis 1995, in: Neue Politische Literatur. Berichte aus Geschichts- und Politikwissenschaft 65 (2020), 2 , S.297.

Dissertation Frederike Schotters Frankreich und das Ende des Kalten Krieges Gefühlsstrategien der équipe Mitterrand 1981-1990

Frederike Schotters

Reihe: Studien zur internationalen Geschichte, 44

De Gruyter Oldenbourg, ISBN: 978-3-11-059564-2

Jahr:  2019

Das Bild der französischen Präsidentschaft zwischen „Zweitem Kalten Krieg“ und deutscher Wiedervereinigung ist in der Forschung bislang von großer Ambivalenz geprägt. Die Studie erforscht erstmals die politischen Handlungsstrategien von François Mitterrand und seiner außenpolitischen Regierungsmannschaft zwischen „Zweitem Kalten Krieg“ und deutscher Wiedervereinigung. Mit dem Ende der Entspannung zwischen Ost und West, Blockierungen in der europapolitischen Zusammenarbeit und transatlantischen Konflikten wurde der Übergang von den 70er zu den 80er Jahren von Zeitgenossen als umfassende Krise empfunden. Zudem trat François Mitterrand das Amt des französischen Präsidenten in der Erwartung eines gewaltigen politischen Umbruchs an: Er ging davon aus, dass die Sowjetunion auf mittelfristige Sicht zu geschwächt sein würde, um die Dominanz über ihr Imperium aufrecht zu erhalten. In den 1980er Jahren entwickelte die équipe Mitterrand Ideen und Konzepte zu einer umfassenden Neustrukturierung der internationalen Staatenwelt. Erstmals werden in der Studie systematisch emotionshistorische Ansätze genutzt, um politische Handlungsstrategien zu erforschen. Auf diese Weise gelingt es aufzuzeigen, mit welchen Strategien Akteure der internationalen Beziehungen Auswege aus Konfrontationen eröffnen. Anhand der neuen empirischen Erkenntnisse zur französischen Außen- und Sicherheits- und Europapolitik wird durch die Weiterentwicklung methodischer Instrumentarien dargelegt, wie sich Emotionen im Kontext internationaler Beziehungen erforschen lassen.

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Rezensionen:

Yvonne Blomann: Rezension zu Frederike Schotters, Frankreich und das Ende des Kalten Krieges. Gefühlsstrategien der équipe Mitterrand 1981–1990, Berlin, Boston 2019, in: Francia recensio 2020/4 (23.12.2020), URL: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/frrec/article/view/77282/71305  DOI: doi.org/10.11588/frrec.2020.4.77282

Matthias Waechter: Rezension zu: : Frankreich und das Ende des Kalten Krieges. Gefühlsstrategien der équipe Mitterrand 1981–1990. Berlin 2019, in: H-Soz-Kult, 15.05.2020,URL:  www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-29192.

Jörg Requate: Rezension von: Frederike Schotters: Frankreich und das Ende des Kalten Krieges. Gefühlsstrategien der équipe Mitterrand 1981-1990, Berlin / Boston 2019, in: sehepunkte 20 (2020), Nr. 7/8 [15.07.2020], URL: http://www.sehepunkte.de/2020/07/32812.html

Ulrich Lappenküper: Ein Getriebener seiner Angst? in FAZ (15.07.2019), URL: https://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/wie-frankreich-eine-neuordnung-der-weltpolitik-anstrebte-16274696.html